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Kevin Vogt über seinen Wechsel zum VfL Bochum
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Im Interview spricht Kevin Vogt über seine Rückkehr zum VfL Bochum, seine neue Trikotnummer und launige Abende in der Kultkneipe Hufeisen. 

Das Gespräch mit Kevin Vogt war gerade beendet, da musste es schnell gehen. Das aufziehende Gewitter legte direkt los. Regen, Blitze, Donner – ähnlich elektrisierend will der neue Innenverteidiger auch in der kommenden Saison beim VfL Bochum agieren. Dafür ist er geholt worden. Der 33-Jährige wechselte von Union Berlin zurück in seine Heimat und hat noch viel vor an alter Wirkungsstätte. Im Interview spricht er über Erfahrung, die er weitergeben möchte, einen Führungsanspruch auf und neben dem Platz, Schocken in der Bochumer Kultkneipe Hufeisen – und warum er sich am meisten auf die Currywurst in der Heimat gefreut hat. 

Herr Vogt, seit etwas mehr als einer Woche tragen Sie wieder das VfL-Logo auf der Brust. Fremdeln Sie noch – oder fühlt es sich bereits normal an?
Kevin Vogt: Ich habe mich direkt wohlgefühlt, viele Gesichter gesehen, die ich noch von damals kenne. Das ist 14 Jahre her – und dennoch ist es leicht für mich, wieder anzukommen. Unser Zeugwart Andreas Pahl ist noch da, einige Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle. Mit Andreas Luthe und Simon Zoller habe ich noch zusammengespielt. Spannend ist, dass ich als gestandener Spieler zurückkomme und ehemalige Mitspieler auf einmal in führenden Positionen sind. 

Sie sind in dieser Zeit herumgekommen, haben verschiedene Vereine kennenlernen dürfen. Wo steht der VfL Bochum aus Ihrer Sicht?
Die Strukturen sind über die Jahre gewachsen und unglaublich gut, das habe ich bei anderen Vereinen anders erlebt. Die Kabine ist komplett neu, das ist hochprofessionell. Die Trainingsplätze sind richtig gut, das Trainingslager hier in Scheffau macht einen erstklassigen Eindruck. Der VfL Bochum ist diesbezüglich richtig gut aufgestellt. 

War es eine emotionale Rückkehr für Sie?
Es war wie nach Hause zu kommen. Ein paar Dinge haben sich aber verändert. Als Jugendspieler habe ich das Handy im Auto gelassen, weil ich Angst hatte, dass es in der Kabine klingelt. Ich musste mich unter Marcel Koller in einer separaten Kabine umziehen, weil ich es mir verdienen sollte, bei den Profis dabei zu sein. Heute sehe ich die Dinge etwas anders. Jetzt bin ich der Älteste und versuche, den Jungs auf meine Art etwas zu vermitteln. Nicht nur mit alter Schule wie früher. Wenngleich die Zeit ein Segen für mich war, ich habe viel gelernt.

Vor dem Hintergrund: Wären Sie heute gern ein junger Spieler?
Ganz klares Nein! Ich bin sehr glücklich mit meinem Werdegang. Fakt ist aber, dass es heutzutage schneller geht, einen Sprung zu machen. Früher musste man sich gefühlt über eine längere Zeit beweisen. Für die jungen Spieler ist es positiv, dass sie schneller den Durchbruch schaffen können. 

Sie sind als Führungsfigur gekommen. Wie wollen Sie das umsetzen?
Ich werde den Jungs nicht erzählen, wie sie sich zu benehmen haben. Wenn mal jemand aus der Reihe tanzt, werde ich reingehen. Diese Gefahr sehe ich in unserem Team aber nicht. Ich möchte ihnen auf dem Platz vermitteln, wie sie uns guttun können. Da kann ich durch meine nationale und internationale Erfahrung unterstützen. Ich will ihnen das nötige Vertrauen geben, ihnen Fehler zugestehen. Mir ist wichtig, dass sie mutig sind und auch mal den schwierigen Pass versuchen. Sie bekommen die volle Rückendeckung von mir. Dafür verlange ich aber auch, dass sie sich zeigen und nicht verstecken. Die Jungs vor mir sollen den Ball fordern. Ansonsten bekommen sie eine entsprechende Ansage. 

Was wird Ihre erste Trainerstation? Sie sprechen bereits wie einer.
Stand jetzt habe ich wirklich keine Ambitionen. Aber das haben mich auch schon Trainer von mir gefragt. Ich bin aber auch noch viel zu fit, um mir darum Gedanken zu machen. 

Auffällig in Ihrem ersten Testspieleinsatz war, dass Sie direkt die Wortführung auf dem Platz übernommen haben.
Da muss ich nicht drauf achten, das ist mein Naturell. Je mehr Kommunikation auf dem Platz herrscht, desto mehr Energie gibt es einer Mannschaft. Das habe ich in den Jahren gelernt. Das ist mir wichtig. Ich will Erfolg, will gewinnen. Dafür müssen Dinge angesprochen werden.

Der Vorstandsvorsitzende Andreas Luthe nannte Sie einen „außergewöhnlichen Transfer“. Ist das zu viel des Lobes?
Ich hoffe, er meint außergewöhnlich gut (lacht). Es ist schon so, dass es nicht der klassische Transfer ist, den ein Zweitligist macht. Ich gebe zu: Als die Idee mir erstmals unterbreitete wurde, habe ich nicht gewusst, ob das realisierbar ist. Die Romantik gefiel mir aber sofort. Alle Parteien haben dazu beigetragen, dass dieser Wechsel klappen konnte. Wir sind große Schritte aufeinander zugegangen.

Wie viel Familienzuspruch brauchte es für den Transfer?
Meine Eltern, meine Schwestern, mein bester Kumpel – alle wohnen in Bochum. Meine Frau kommt aus Köln, da ist die Nähe nach Hause auch entscheidend. Wir haben eine Tochter und hatten in ihren ersten Jahren unsere Familien nicht so nah um uns herum. Meine Familie musste während meiner Karriere immer zurückstecken. Der Wechsel zurück nach Bochum hilft auch diesbezüglich sehr. Das ist mir sehr viel wert. Und der Wohlfühlfaktor ist bei mir leistungsfördernd.

Dennoch ist es sportlich ein Wechsel aus der Bundesliga in die zweite Liga.
Das war eine bewusste Entscheidung für den VfL Bochum. Die hat viel mit Dieter Hecking zu tun. Er war sehr engagiert, wir haben uns häufig ausgetauscht. Das habe ich so in meiner Karriere selten erlebt. Er war sehr hartnäckig, mir seine Spielidee zu vermitteln. Das hat mich überzeugt, weil ich genauso über Fußball denke. Ich habe große Lust auf Fußball spielen – und hier passt es sehr gut!

Nehmen Sie uns mit. Wie soll das aussehen?
Ich will in erster Linie Spaß am Fußball haben. Wir wollen mutigen, dominanten Fußball mit Zug zum Tor spielen. Das will Dieter Hecking der Mannschaft vermitteln. Das spürt man in allen Sitzungen und Einheiten. Mein Bauchgefühl signalisiert mir: Das passt. Und ich höre gerne auf meinen Bauch.

Wie lange dauert es, bis eine Mannschaft das adaptiert?
Das geht schnell. Wir haben viele junge Spieler, die hochtalentiert sind und etwas mit der Murmel anfangen können. Sie müssen nur mutig sein. Im Testspiel gegen Pilsen wollte jeder den Ball haben und hatte schon den Eindruck, dass wir auch dominiert haben in den letzten Minuten. Die Jungs finden es super, dass sie den Ball in den Fuß bekommen, sich zeigen können.

Sind Sie mit Ihren Anlagen der neue Spielmacher?
Das ist situativ, aber ich möchte gern lenken. Wir wollen variabel spielen, in der Mitte nicht greifbar sein, so sind wir unangenehm für den Gegner. Ich habe den Sechser vor mir lieber auf einer anderen Ebene. Ich liebe es, die Räume auch zu bespielen. 

Also hätten Sie die Nummer 10 für das Trikot wählen müssen – es ist die Nummer 7 geworden. Warum?
Die Zehn wäre ein Tick zu viel gewesen (lacht). Die Zwei wollte ich nicht, deshalb ist es die Sieben geworden. Ich finde die Sieben schön, meine Frau meinte auch, die ist nett. Aber Dieter Hecking hatte mich auch gefragt, warum es nicht die Zehn geworden ist (lacht).

Worauf haben Sie sich eigentlich am meisten gefreut bei der Rückkehr in den Pott?
Ehrlich? Auf die Currywurst. Aber da war ich auf allen Stationen durch meinen besten Freund immer gut versorgt. Ich hatte immer Dönnighaus im Gefrierfach – auch die Sauce. Darüber definiere ich ihn auch (lacht). Ich grille sehr gerne, meine Frau kann es nicht mehr hören. Aber es kommen auch andere Sachen als Wurst auf den Grill. Ich habe auch die Stadt vermisst. Wir müssen nicht lügen, es gibt schönere Städte. Aber das Flair, die Leute – das passende Zitat dazu lautet: Woanders is auch scheiße. Diese Einfachheit gefällt mir. 

Wo wird man Kevin Vogt denn in der Stadt antreffen? Früher sind Sie auch mal gern im Bermudadreieck gewesen.
Ich trinke sehr gern nach gewonnenen Spielen mal ein frischgezapftes Pils. Früher war ich gern im Hufeisen. Das ist Kult für mich. Schocken im Hufeisen – das gehört dazu.

Noch einmal zurück zum Sport: Wo landet der VfL Bochum am Ende der Saison?
Als Absteiger wird man automatisch als Anwärter für den Aufstieg gesehen. Das gehört dazu. Das werden Sie aber jetzt nicht von mir hören. Wir wollen in erster Linie guten Fußball spielen. Je besser das funktioniert, desto erfolgreicher werden wir sein. Vom Charakter her haben wir eine gute Mischung, denn wir haben auch so genannte Drecksäcke dabei. Das Element brauchen wir. Sich nur über gepflegten Fußball zu definieren – das wäre schwierig. Obwohl fußballerisch die Mischung stimmig ist. Wichtig wird sein, dass wir auch dranbleiben, wenn mal nicht so läuft. Diesen Anspruch will ich vermitteln.

Also werden Sie Kapitän?
Das entscheidet der Trainer. Ich brauche keine Binde am Arm, um eine Führungsrolle zu übernehmen. An meinem Verhalten wird sich nichts ändern.

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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