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Warum Wätjen länger bleiben könnte
#1
Der VfL Bochum hat Kjell Wätjen für ein Jahr vom BVB ausgeliehen. Warum es vorerst nicht länger ging und wie Hecking mit ihm plant. 

Einen Sack der neuen Bundesliga-Bälle auf dem Rücken geschultert, stiefelte Kjell Wätjen nach einem heftigen Regenschauer klitschnass zurück in Richtung Kraftraum. Aber nicht ohne sich bei den wartenden Journalisten und Mitarbeitern der Medienabteilung des VfL Bochum persönlich vorzustellen. „Ich bin der Kjell“, sagte der 19-Jährige mit freundlichem Grinsen im Gesicht, bevor er nach seiner ersten Trainingseinheit unter Dieter Hecking noch zum Stretching ran musste. Der erste Arbeitstag im blau-weißen Gewand begann gleich mit Überlänge. Er hatte es sich aber selbst ausgesucht, die Vereinsverantwortlichen hätten dem Mittelfeldspieler durchaus auch ein paar Tage Urlaub gegönnt. „Er wollte keine Pause“, sagte Hecking. 

Und so war Wätjen, der bis vor wenigen Tagen noch mit der deutschen U19-Nationalmannschaft bei der EM weilte und dort auf dramatische Weise ausschied, direkt voll drin - und er deutete bereits an, warum der VfL ihn vom BVB ausgeliehen hat. Auch ohne Kaufoption. Sicher im Passspiel, große Räume mit dem Ball am Fuß überbrückend, gut im Abschluss, läuferisch stark - und die Fähigkeit für den finalen Pass. Im Spielchen agierte er zwischen Mats Pannewig und Erhan Masovic bereits in Zügen als Lenker. Ein Zeichen für die Zukunft? 

Hecking will Wätjen in Testspielen sehen
Hecking trat direkt aufs Bremspedal. „Wir wissen, was er kann. Er kann kicken und Spielfreude entwickeln“, sagte er zwar. Aber: „Er muss sich an den Fußball eine Etage höher gewöhnen. Es geht darum, wie schnell sie es auch in Spielen umsetzen können.“ Am kommenden Mittwoch wird er erstmals in einem Testspiel gegen den TuS Harpen auflaufen - im neuen Trikot, das Anfang der kommenden Woche vorgestellt wird. Einen richtigen Eindruck von Wätjen im Spiel bekommt Trainer Hecking dann spätestens am 12. Juli im Test gegen Viktoria Pilsen in Kufstein auf dem Weg ins Trainingslager in Scheffau am Wilden Kaiser.

„Wenn man sich im Training Selbstvertrauen holen kann, dann ist es gut“, sagte Hecking. Aber Selbstvertrauen sei ohnehin nicht das Problem von Wätjen, wenngleich er sich in seiner bisherigen Karriere nie selbst ins Rampenlicht stellte. In Jugend-Nationalmannschaft und den Jugendteams von Borussia Dortmund war er dennoch stets Führungsspieler. Und einer, der weiß, worauf es im Leben ankommt. Während sein damaliger Teamkollege Paris Brunner etwa im Dezember 2023 mit Deutschland U17-Weltmeister wurde, verzichtete Wätjen freiwillig, um sich auf das Abitur vorzubereiten, das er erfolgreich ablegte. Ein gutes halbes Jahr später sorgte er für Schlagzeilen, weil er an einem Morgen im Mai erst seine Mathe-Prüfung schrieb, um abends mit dem BVB in Paris ins Finale der Champions League einzuziehen. An der Seite von Marco Reus, dessen Einlaufkind er 2017 noch gewesen war. 

Wätjen-Entwicklung stagnierte bei den BVB-Profis
Dass Wätjens Karriere überhaupt Schwung aufnahm, war wohl auch einem Zufall geschuldet. Als Kind nahm der BVB-Fan am Osterkurs der Dortmunder Fußballschule teil, dort wurde sein Talent entdeckt und er spielte fortan für seinen Lieblingsklub, bei dem er früh als Toptalent galt. Doch so richtig ist ihm der Durchbruch trotz großer Vorschusslorbeeren und einem starken Debüt bei den Profis noch nicht gelungen. „Ich sehe bei Kjell das gleiche Problem, was ich in meinem zweiten Jahr als Profi hatte. Im ersten Jahr kennt dich keiner und du bist der Shootingstar und alle schwärmen und lieben dich. Und im zweiten Jahr musst du dann leisten“, sagte Ex-BVB-Trainer Nuri Sahin vergangenes Jahr. Das klappte nicht so richtig. Auch, weil der BVB sich in einem Negativstrudel unter der lebenden Dortmund-Legende befand, Wätjen sich stets zu unglücklichen Zeitpunkten verletzte und Niko Kovac später nicht auf die Jugend setzte.

In Bochum will und soll Wätjen nach einem Jahr in der 3. Liga beim BVB II nun den nächsten Schritt gehen. Gern hätte der VfL ihn für zwei Jahre ausgeliehen - genauso übrigens wie Francis Onyeka von Bayer Leverkusen. Sowohl die Spieler als auch die Vereine hätten wohl auch mitgespielt, doch neue Fifa-Statuten machten einen Strich durch die Rechnung. Leihen sind nur noch für ein Jahr möglich, so soll das „Chelsea-Modell“ verhindert werden. Der Londoner Klub kaufte in der Vergangenheit zahlreiche Spieler und verlieh sie für mehrere Jahre an diverse andere Klubs, um zu sehen, wie sie sich dort entwickeln. Es soll aber bereits Absprachen geben, dass man je nach Entwicklung von Wätjen, dem VfL und dem BVB, über das Jahr hinaus zusammenarbeiten könnte. Zudem sicherte sich der VfL auch finanziellen Profit für die Ausbildung des Talents. 

Hecking freut sich auf Wätjens Flexibilität
Im Idealfalls wird Wätjen, der schon als 17-Jähriger aufgrund einer Sondergenehmigung nach vielen Behördengängen ohne Begleitperson Auto fahren durfte, um von seinem Wohnort Gevelsberg zum BVB-Training zu kommen, dem VfL bis dahin viel Freude bereiten. „Kjell ist flexibel einsetzbar und kann im Zentrum drei Positionen spielen, sogar auf Rechtsaußen. Er bringt großes Spielverständnis mit und muss jetzt die Konkurrenzsituation annehmen“, sagte Hecking zugleich lobend und fordernd. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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