06-14-2025, 08:27 PM
Andreas Luthe und Hans-Peter Villis sollen die neuen Chefs beim VfL Bochum werden. Der Ex-Torwart erklärt die ersten Schritte nach dem Sieg bei der Präsidiumswahl.
Ein Gewitter kündigte sich an über dem Vonovia Ruhrstadion, doch Blitz und Donner blieben aus, als das „Team Zukunft“ am Samstag um 15.42 Uhr eine Zeitenwende einläutete beim VfL Bochum. Andreas Luthe und seine Mitstreiter betraten mit Jubelgesten noch einmal die Bühne vor der gut gefüllten Haupttribüne. Mit 1234 Stimmen gewann die Crew um Luthe und Hans-Peter Villis die Präsidiumswahl gegen das Team „WIR für den VfL“ um den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Uwe Tigges (671 Stimmen). Ein überraschend klarer Sieg nach vierwöchigem, hinter den Kulissen erbittert geführtem Wahlkampf und einer knapp vierstündigen Versammlung bei drückender Hitze.
Luthe freute sich zunächst darauf, gemeinsam mit seinen Team-Kollegen Bettina Stratmann, Hans-Peter Villis, Christian Stenneken, Till Grönemeyer und Jupp Tenhagen erstmal etwas zu essen „und ein Fiege zu trinken“, erklärte der Ex-Torwart im kleinen Journalistenkreis im Kabinentrakt des VfL Bochum lächelnd. „Ich bin erleichtert, weil die letzten Wochen sehr intensiv waren“, sagte Luthe. „Wir haben als Team unheimlich viel Arbeit reingesteckt. Die Diskussionskultur unter uns hat Freude gemacht, auch wenn es kontrovers war. Jetzt ist klar, wie es weitergeht. Ich freue mich auf Montag.“
„Viel Arbeit“ für Luthe & Co.
Der langjährige Torwart des VfL, der in Augsburg seinen Wohnsitz hat, werde in den kommenden Wochen viel in Bochum sein, „natürlich“, sagte er, „es gibt viel Arbeit.“ Der VfL ist krachend abgestiegen in die 2. Liga, das Team von Trainer Dieter Hecking wird neu aufgestellt, die Bundesliga-Rückkehr ist das Ziel. Das neue Präsidium will neue Ideen einbringen, im wirtschaftlichen und sportlichen Bereich innovativ denken. Ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben.
Die ersten Schritte: „Wir starten am Montag. Dann wollen wir uns allen Mitarbeitern vorstellen und erläutern, in welche Richtung wir gehen wollen“, so Luthe. Der Wahlkampf verlief „kontrovers“, so der Ex-Torwart. „Da gilt es jetzt, alle wieder zusammenzuführen. Wir sind ein Team“, betonte er - der Klub, auch bei den Fans, war zuletzt in zwei Lager gespalten.
Persönliche Attacken, aber keine Eskalation
Bei der Versammlung gab es auch persönliche Attacken, von einer Eskalation allerdings konnte keine Rede sein. Das lag vor allem an den Mitgliedern selbst, die überwiegend nach vorne schauen wollten, auch wenn sich viele Fragen um die Fehler der Vergangenheit drehten. Es lag an der souveränen Leitung der ehemaligen Landtagspräsidentin Carina Gödecke - und an Luthes Eloquenz.
Vor allem der langjährige Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer vom Gegnerteam griff Luthe und insbesondere Hans-Peter Villis mehrmals scharf an, was bei vielen Mitgliedern nicht gut ankam. Villis entschuldigte sich mehrmals für seinen Fehler, nach dem 2:2 gegen Kiel gegenüber Sponsoren den Trainer Peter Zeidler in der VIP-Lounge diskreditiert zu haben.
Meist war es Luthe, der die Angriffe klug abmoderierte. Viele Mitglieder machten mit ihrem Raunen, teils Pfiffen, Buh-Rufen und sogar einem Zwischenruf „ohne Schlammschlacht“ bei Bauers Ausführungen deutlich, dass sie den öffentlichen Disput der Vereinsspitze nicht wünschten. „Unsere Haltung war, dass wir nach vorne schauen, Positivität ausstrahlen“, sagte Luthe zufrieden über die geglückte Strategie.
Das neue Präsidium muss einige Gräben zuschütten
Diese Einheit will das neue Präsidium wieder herstellen, muss dafür einige Gräben zuschütten. Luthe, der auch in der Kommunikation der führende Kopf des Teams war und ist, dürfte Vorstandsvorsitzender werden. „Ich stehe zur Verfügung, wenn die Mitglieder des neuen Präsidiums mich wählen“, sagte der 38-Jährige - es wäre ein Generationenwechsel. Hans-Peter Villis (66), der den Klub bis zu seiner Abwahl im Januar 13 Jahre angeführt hatte, würde dann - anders als zu Beginn des Wahlkampfes angedacht - nicht mehr an der Spitze des Klubs stehen. Villis soll aber den Chefposten im Aufsichtsrat der ausgegliederten Profiabteilung (KGaA) übernehmen, erklärte Luthe den Plan des Teams.
Die erste, konstituierende Sitzung des neuen Präsidiums mit den Wahlen der Vorsitzenden ist allerdings noch nicht angesetzt. Wichtig sei dem Team Zukunft die Meinung der weiteren Präsidiumsmitglieder Fabian Budde als Fanvertreter, der am Samstag fast einstimmig gewählt wurde, und Volker Goldmann als Vorsitzender des Wirtschaftsrates.
Schnelle Gespräche mit dem Präsidium stehen an - es geht auch ums Budget
Das Präsidium wolle sich im zweiten Schritt „so schnell wie möglich“ mit den Geschäftsführern Dirk Dufner und Ilja Kaenzig „zusammensetzen und schauen, in welche Richtung wir gemeinsam gehen wollen“, erklärte Luthe. Es gelte, „dass wir einen gemeinsamen Wissensstand haben, was in den letzten Tagen passiert ist. Und auf Basis dessen können wir dann entscheiden, was wir in den nächsten Wochen machen.“
Dabei wird es auch um das Budget für die kommende Saison gehen, um Transfers und die Frage, wie viel Risiko der Klub eingehen soll - ob Dufner zum Beispiel (teurere) Zugänge holen kann, bevor Wechselkandidaten verkauft sind. Ein Bereich, in dem vor allem Luthe mitmischen, mit seinem Netzwerk helfen will.
Tigges gratuliert den Gewinnern der Wahl
Das Verlierer-Team verschwand zwar schnell aus dem Ruhrstadion, zeigte sich gegenüber dieser Redaktion aber als fairer Verlierer. Uwe Tigges, der bisherige Vorstandsvorsitzende, sagte: „Ich gratuliere dem siegreichen Team, das die Wahl deutlich gewonnen hat. Das verdient Anerkennung und Respekt. Ich wünsche dem neuen Präsidium eine gute Hand bei seinen Entscheidungen. Es geht um den Verein, wir sind alle VfLer.“
Quelle: WAZ.de
Ein Gewitter kündigte sich an über dem Vonovia Ruhrstadion, doch Blitz und Donner blieben aus, als das „Team Zukunft“ am Samstag um 15.42 Uhr eine Zeitenwende einläutete beim VfL Bochum. Andreas Luthe und seine Mitstreiter betraten mit Jubelgesten noch einmal die Bühne vor der gut gefüllten Haupttribüne. Mit 1234 Stimmen gewann die Crew um Luthe und Hans-Peter Villis die Präsidiumswahl gegen das Team „WIR für den VfL“ um den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Uwe Tigges (671 Stimmen). Ein überraschend klarer Sieg nach vierwöchigem, hinter den Kulissen erbittert geführtem Wahlkampf und einer knapp vierstündigen Versammlung bei drückender Hitze.
Luthe freute sich zunächst darauf, gemeinsam mit seinen Team-Kollegen Bettina Stratmann, Hans-Peter Villis, Christian Stenneken, Till Grönemeyer und Jupp Tenhagen erstmal etwas zu essen „und ein Fiege zu trinken“, erklärte der Ex-Torwart im kleinen Journalistenkreis im Kabinentrakt des VfL Bochum lächelnd. „Ich bin erleichtert, weil die letzten Wochen sehr intensiv waren“, sagte Luthe. „Wir haben als Team unheimlich viel Arbeit reingesteckt. Die Diskussionskultur unter uns hat Freude gemacht, auch wenn es kontrovers war. Jetzt ist klar, wie es weitergeht. Ich freue mich auf Montag.“
„Viel Arbeit“ für Luthe & Co.
Der langjährige Torwart des VfL, der in Augsburg seinen Wohnsitz hat, werde in den kommenden Wochen viel in Bochum sein, „natürlich“, sagte er, „es gibt viel Arbeit.“ Der VfL ist krachend abgestiegen in die 2. Liga, das Team von Trainer Dieter Hecking wird neu aufgestellt, die Bundesliga-Rückkehr ist das Ziel. Das neue Präsidium will neue Ideen einbringen, im wirtschaftlichen und sportlichen Bereich innovativ denken. Ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben.
Die ersten Schritte: „Wir starten am Montag. Dann wollen wir uns allen Mitarbeitern vorstellen und erläutern, in welche Richtung wir gehen wollen“, so Luthe. Der Wahlkampf verlief „kontrovers“, so der Ex-Torwart. „Da gilt es jetzt, alle wieder zusammenzuführen. Wir sind ein Team“, betonte er - der Klub, auch bei den Fans, war zuletzt in zwei Lager gespalten.
Persönliche Attacken, aber keine Eskalation
Bei der Versammlung gab es auch persönliche Attacken, von einer Eskalation allerdings konnte keine Rede sein. Das lag vor allem an den Mitgliedern selbst, die überwiegend nach vorne schauen wollten, auch wenn sich viele Fragen um die Fehler der Vergangenheit drehten. Es lag an der souveränen Leitung der ehemaligen Landtagspräsidentin Carina Gödecke - und an Luthes Eloquenz.
Vor allem der langjährige Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer vom Gegnerteam griff Luthe und insbesondere Hans-Peter Villis mehrmals scharf an, was bei vielen Mitgliedern nicht gut ankam. Villis entschuldigte sich mehrmals für seinen Fehler, nach dem 2:2 gegen Kiel gegenüber Sponsoren den Trainer Peter Zeidler in der VIP-Lounge diskreditiert zu haben.
Meist war es Luthe, der die Angriffe klug abmoderierte. Viele Mitglieder machten mit ihrem Raunen, teils Pfiffen, Buh-Rufen und sogar einem Zwischenruf „ohne Schlammschlacht“ bei Bauers Ausführungen deutlich, dass sie den öffentlichen Disput der Vereinsspitze nicht wünschten. „Unsere Haltung war, dass wir nach vorne schauen, Positivität ausstrahlen“, sagte Luthe zufrieden über die geglückte Strategie.
Das neue Präsidium muss einige Gräben zuschütten
Diese Einheit will das neue Präsidium wieder herstellen, muss dafür einige Gräben zuschütten. Luthe, der auch in der Kommunikation der führende Kopf des Teams war und ist, dürfte Vorstandsvorsitzender werden. „Ich stehe zur Verfügung, wenn die Mitglieder des neuen Präsidiums mich wählen“, sagte der 38-Jährige - es wäre ein Generationenwechsel. Hans-Peter Villis (66), der den Klub bis zu seiner Abwahl im Januar 13 Jahre angeführt hatte, würde dann - anders als zu Beginn des Wahlkampfes angedacht - nicht mehr an der Spitze des Klubs stehen. Villis soll aber den Chefposten im Aufsichtsrat der ausgegliederten Profiabteilung (KGaA) übernehmen, erklärte Luthe den Plan des Teams.
Die erste, konstituierende Sitzung des neuen Präsidiums mit den Wahlen der Vorsitzenden ist allerdings noch nicht angesetzt. Wichtig sei dem Team Zukunft die Meinung der weiteren Präsidiumsmitglieder Fabian Budde als Fanvertreter, der am Samstag fast einstimmig gewählt wurde, und Volker Goldmann als Vorsitzender des Wirtschaftsrates.
Schnelle Gespräche mit dem Präsidium stehen an - es geht auch ums Budget
Das Präsidium wolle sich im zweiten Schritt „so schnell wie möglich“ mit den Geschäftsführern Dirk Dufner und Ilja Kaenzig „zusammensetzen und schauen, in welche Richtung wir gemeinsam gehen wollen“, erklärte Luthe. Es gelte, „dass wir einen gemeinsamen Wissensstand haben, was in den letzten Tagen passiert ist. Und auf Basis dessen können wir dann entscheiden, was wir in den nächsten Wochen machen.“
Dabei wird es auch um das Budget für die kommende Saison gehen, um Transfers und die Frage, wie viel Risiko der Klub eingehen soll - ob Dufner zum Beispiel (teurere) Zugänge holen kann, bevor Wechselkandidaten verkauft sind. Ein Bereich, in dem vor allem Luthe mitmischen, mit seinem Netzwerk helfen will.
Tigges gratuliert den Gewinnern der Wahl
Das Verlierer-Team verschwand zwar schnell aus dem Ruhrstadion, zeigte sich gegenüber dieser Redaktion aber als fairer Verlierer. Uwe Tigges, der bisherige Vorstandsvorsitzende, sagte: „Ich gratuliere dem siegreichen Team, das die Wahl deutlich gewonnen hat. Das verdient Anerkennung und Respekt. Ich wünsche dem neuen Präsidium eine gute Hand bei seinen Entscheidungen. Es geht um den Verein, wir sind alle VfLer.“
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."