Gestern, 07:56 AM
Der Abstieg des VfL Bochum ist nun offiziell. Ein vermeidbarer Abstieg, den alle Verantwortlichen - ob noch im Klub oder nicht - verantworten. Ein Kommentar.
Jetzt ist es bittere Gewissheit: Nach vier Jahren in der Bundesliga wird der VfL Bochum wieder den Gang in die zweite Liga antreten. Ein Abstieg, der vermeidbar gewesen wäre. Ein Abstieg, der in einer schwach besetzten Liga vielleicht sogar der unnötigste der Vereinsgeschichte ist. Es ist aber auch ein Abstieg mit langem Anlauf, weil spätestens seit dem Relegationswunder gegen Fortuna Düsseldorf in der vergangenen Saison zu viele Fehlentscheidungen in den zurückliegenden zwölf Monaten getroffen wurden. So ist es ein Abstieg, den die gesamte Führung des VfL Bochum zu verantworten hat.
Zugegeben: Auch dieser Redakteur war im vergangenen Sommer positiv gestimmt. Der kommunikative neue Trainer Peter Zeidler hinterließ einen guten Eindruck. Auf dem Papier hatte der zu diesem Zeitpunkt schon auch intern kritisch beäugte Sportdirektor Marc Lettau trotz der späten Planungssicherheit und geringen Budgets einen Kader mit guten Spielern für das Zeidler-System zusammengestellt. Problem nur: Der Kader sträubte sich gegen diese Art von Fußball, die dadurch früh zum Scheitern verurteilt war. Alternativen fehlten. Spielmacher, Geschwindigkeit und Außenverteidiger-Konkurrenz fehlte im Kader. Im Laufe der Saison stellte sich heraus, dass es vor allem in der Offensive an Qualität fehlt. Der erste Fehler war aber die Trainerverpflichtung, die alle Klubbosse mitgetragen hatten. Der zweite Fehler die Freistellung erst im Oktober, nachdem intern schon nach wenigen Wochen die ersten Kritiker ihre Stimmen erhoben hatten.
Führung wollte Verein auf höhere Stufe heben
Die Führung des VfL Bochum wollte den Verein auf die nächste Stufe heben, wollte ihn sportlich weiterentwickeln. Dabei verloren der Aufsichtsrat und Geschäftsführer Ilja Kaenzig, der mit Abstand wichtigste Mann des Vereins, aber die VfL-DNA aus dem Blick, manövrierten sich selbst in eine missliche Lage – auch aufgrund von kommunikativen Fehlern. Aussagen über ein „höheres Regal“ setzten den Verein unnötig unter Druck, vor allem unter den Fans wurden diese Aussagen kritisch gesehen.
Der kleine VfL kann sportlich und finanziell (noch) nicht mitmischen mit den Augsburgs und Mainzs dieser Welt, kann auf dem Platz nicht als dominante Mannschaft auftreten. Mit Zeidler sollte aber genau dies geschehen. Erst unter Hecking stabilisierte sich die Mannschaft. Er ist ein Glücksgriff von Kaenzig, der es auch schaffte, mit dem Hoffnungsträger für die zweite Liga zu verlängern. Dass der Trainer aber mit einem für seine Ansprüche viel zu unausgeglichenen Kader arbeiten musste, war auch den Entscheidungen im Sommer zu verdanken.
Zu viele Baustellen neben des Platzes
Baustellen machte sich der Verein zudem selbst auf. Kaenzig wurde als alleiniger Geschäftsführer zwischenzeitlich mit Aufgaben überfrachtet - vor allem nach der Trennung von Lettau. Der De-facto-Putsch gegen den langjährigen Präsidenten Hans-Peter Villis sorgte für zusätzliche Unruhe. Dass die Causa Manuel Riemann vor allem aufgrund von persönlichen Befindlichkeiten im Aufsichtsrat viel zu spät geklärt wurde und sogar vor Gericht landete, passt ins Bild dieser Saison. Die Freistellung von Lettau im Oktober war aufgrund des mangelnden Vertrauens in ihn und seine Fähigkeiten vielleicht noch nachvollziehbar. Dass es dann allerdings 160 Tage dauerte, bis in Dirk Dufner ein neuer Sport-Geschäftsführer gefunden wurde, ist für einen Profi-Verein nicht akzeptabel.
Dass Geschäftsführer Kaenzig und Trainer Hecking, wie stets von den Verantwortlichen beteuert, über genug Kompetenz verfügen, ist zwar richtig. Fahrlässig war es aber, die beiden mit Aufgaben zu überfrachten – in einer Zeit, in der die volle Konzentration auf der Entwicklung der Mannschaft und der Rettung hätte liegen müssen. Dass im Winter die offensichtlichen Schwachstellen des Kaders – Tempo und Abschlussstärke – nicht behoben werden konnten, muss daher allen angelastet werden.
Hecking stabilisierte den VfL
Hecking konnte die Mannschaft zwischenzeitlich stabilisieren, das kostete aber eine Menge Kraft bei allen Spielern. Vor allem mental. Im Kopf wirkten zuletzt einige müde, Rückschläge waren kaum mehr verkraftbar, weshalb der Schlussspurt ausblieb. Die Hypothek von nur einem Punkt aus neun Spielen zum Start entpuppte sich als zu hoch, wenngleich er selbst bei Aufstellung und Taktik wohl nicht immer richtig lag. Der Abstieg, er war daher am Ende selbstgemacht. Das ist die bittere Erkenntnis dieser traumatischen Saison, die Folgen haben dürfte.
Quelle: WAZ.de
Jetzt ist es bittere Gewissheit: Nach vier Jahren in der Bundesliga wird der VfL Bochum wieder den Gang in die zweite Liga antreten. Ein Abstieg, der vermeidbar gewesen wäre. Ein Abstieg, der in einer schwach besetzten Liga vielleicht sogar der unnötigste der Vereinsgeschichte ist. Es ist aber auch ein Abstieg mit langem Anlauf, weil spätestens seit dem Relegationswunder gegen Fortuna Düsseldorf in der vergangenen Saison zu viele Fehlentscheidungen in den zurückliegenden zwölf Monaten getroffen wurden. So ist es ein Abstieg, den die gesamte Führung des VfL Bochum zu verantworten hat.
Zugegeben: Auch dieser Redakteur war im vergangenen Sommer positiv gestimmt. Der kommunikative neue Trainer Peter Zeidler hinterließ einen guten Eindruck. Auf dem Papier hatte der zu diesem Zeitpunkt schon auch intern kritisch beäugte Sportdirektor Marc Lettau trotz der späten Planungssicherheit und geringen Budgets einen Kader mit guten Spielern für das Zeidler-System zusammengestellt. Problem nur: Der Kader sträubte sich gegen diese Art von Fußball, die dadurch früh zum Scheitern verurteilt war. Alternativen fehlten. Spielmacher, Geschwindigkeit und Außenverteidiger-Konkurrenz fehlte im Kader. Im Laufe der Saison stellte sich heraus, dass es vor allem in der Offensive an Qualität fehlt. Der erste Fehler war aber die Trainerverpflichtung, die alle Klubbosse mitgetragen hatten. Der zweite Fehler die Freistellung erst im Oktober, nachdem intern schon nach wenigen Wochen die ersten Kritiker ihre Stimmen erhoben hatten.
Führung wollte Verein auf höhere Stufe heben
Die Führung des VfL Bochum wollte den Verein auf die nächste Stufe heben, wollte ihn sportlich weiterentwickeln. Dabei verloren der Aufsichtsrat und Geschäftsführer Ilja Kaenzig, der mit Abstand wichtigste Mann des Vereins, aber die VfL-DNA aus dem Blick, manövrierten sich selbst in eine missliche Lage – auch aufgrund von kommunikativen Fehlern. Aussagen über ein „höheres Regal“ setzten den Verein unnötig unter Druck, vor allem unter den Fans wurden diese Aussagen kritisch gesehen.
Der kleine VfL kann sportlich und finanziell (noch) nicht mitmischen mit den Augsburgs und Mainzs dieser Welt, kann auf dem Platz nicht als dominante Mannschaft auftreten. Mit Zeidler sollte aber genau dies geschehen. Erst unter Hecking stabilisierte sich die Mannschaft. Er ist ein Glücksgriff von Kaenzig, der es auch schaffte, mit dem Hoffnungsträger für die zweite Liga zu verlängern. Dass der Trainer aber mit einem für seine Ansprüche viel zu unausgeglichenen Kader arbeiten musste, war auch den Entscheidungen im Sommer zu verdanken.
Zu viele Baustellen neben des Platzes
Baustellen machte sich der Verein zudem selbst auf. Kaenzig wurde als alleiniger Geschäftsführer zwischenzeitlich mit Aufgaben überfrachtet - vor allem nach der Trennung von Lettau. Der De-facto-Putsch gegen den langjährigen Präsidenten Hans-Peter Villis sorgte für zusätzliche Unruhe. Dass die Causa Manuel Riemann vor allem aufgrund von persönlichen Befindlichkeiten im Aufsichtsrat viel zu spät geklärt wurde und sogar vor Gericht landete, passt ins Bild dieser Saison. Die Freistellung von Lettau im Oktober war aufgrund des mangelnden Vertrauens in ihn und seine Fähigkeiten vielleicht noch nachvollziehbar. Dass es dann allerdings 160 Tage dauerte, bis in Dirk Dufner ein neuer Sport-Geschäftsführer gefunden wurde, ist für einen Profi-Verein nicht akzeptabel.
Dass Geschäftsführer Kaenzig und Trainer Hecking, wie stets von den Verantwortlichen beteuert, über genug Kompetenz verfügen, ist zwar richtig. Fahrlässig war es aber, die beiden mit Aufgaben zu überfrachten – in einer Zeit, in der die volle Konzentration auf der Entwicklung der Mannschaft und der Rettung hätte liegen müssen. Dass im Winter die offensichtlichen Schwachstellen des Kaders – Tempo und Abschlussstärke – nicht behoben werden konnten, muss daher allen angelastet werden.
Hecking stabilisierte den VfL
Hecking konnte die Mannschaft zwischenzeitlich stabilisieren, das kostete aber eine Menge Kraft bei allen Spielern. Vor allem mental. Im Kopf wirkten zuletzt einige müde, Rückschläge waren kaum mehr verkraftbar, weshalb der Schlussspurt ausblieb. Die Hypothek von nur einem Punkt aus neun Spielen zum Start entpuppte sich als zu hoch, wenngleich er selbst bei Aufstellung und Taktik wohl nicht immer richtig lag. Der Abstieg, er war daher am Ende selbstgemacht. Das ist die bittere Erkenntnis dieser traumatischen Saison, die Folgen haben dürfte.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."