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Nach Ultra-Pyroshow mit Verletzte
#1
Beim Spiel gegen Stuttgart brannte viel Pyro. Eine Zeugin spricht von einer Schlägerei. Der VfL Bochum nimmt Stellung: Details und Hintergründe. 

Die XXL-Pyroshow von Fans aus der Ultra-Szene beim Pokalspiel des VfL Bochum gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Mittwoch, 3. Dezember, auch in der Ostkurve hallt noch nach. Ein VfL-Fan schildert einen Vorfall, Polizei und Klub nennen Zahlen, der VfL Bochum bezieht auf Nachfrage dieser Redaktion Stellung. 

Was war geschehen? Im Gästeblock des VfB brannten immer wieder pyrotechnische Gegenstände. In der Pause sorgte der nur langsam abziehende Rauch dafür, dass die zweite Halbzeit mit sieben Minuten Verspätung angepfiffen wurde. Direkt danach fackelten auch Fans des VfL in der Ostkurve eine Pyroshow ab. Laut DFB-Sonderbericht wurden von beiden Fanlagern zusammen 65 Bengalos gezündet, erklärte der VfL Bochum. Die vermummten Bochumer Fans verteilten sich dabei auf zahlreiche Blöcke der VfL-Stehplatz-Tribüne. 

Dabei soll es im mit 26.000 Fans ausverkauften Ruhrstadion auch zu verbaler und körperlicher Gewalt gekommen sein in der Ostkurve. Beim VfL Bochum gingen bis zum Dienstag, also sechs Tage nach dem Spiel, in diesem Zusammenhang Beschwerden von 13 Personen ein. Davon waren nach VfL-Erkenntnissen vier Betroffene in sanitätsdienstlicher Behandlung. Zu größeren Verletzungen kam es nach Klub-Erkenntnissen nicht. 

Polizei ermittelt nach Pyrotechnik-Einsatz in der Ostkurve - Sonst keine Anzeigen

Wurde Anzeige etwa wegen Körperverletzung erstattet? Nein. „Im Rahmen des DFB-Pokalspiels wurden, bis zum jetzigen Zeitpunkt, durch die Polizei zwei Ermittlungsverfahren wegen des illegalen Abbrennens von Pyrotechnik im Bereich der Ostkurve eingeleitet“, teilte die Polizei Bochum auf Anfrage dieser Redaktion am Mittwochmittag, 10. Dezember, mit. „Darüber hinaus liegen der Polizei keine Strafanzeigen aus dem Heimbereich vor.“

VfL-Fan mit Dauerkarte schildert Vorfall: „Habe ich in über 30 Jahren noch nie erlebt“

Das berichtet ein Ostkurven-Fan. Eine Zeugin, die anonym bleiben möchte, hatte eine Auseinandersetzung auf unserer Facebook-Seite kurz geschildert. Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte sie den Vorfall aus ihrer Sicht detailliert. Sie ist seit über 30 Jahren Dauerkarten-Inhaberin, stand auch drei Tage später beim 1:0 des VfL gegen Arminia Bielefeld in der Ostkurve, als keine Pyrotechnik gezündet wurde. „Da war die Stimmung wieder sehr gut“, sagte sie. Grundsätzlich, betonte sie im Gespräch mit dieser Redaktion, halte sie den Support der Ultras für gut und wichtig. „Aber an diesem Abend gingen einige viel zu weit. So ein Verhalten habe ich in über 30 Jahren noch nie erlebt“, sagte sie. 

Es seien „plötzlich vermummte Ultras mit Bengalos in Block P“ aufgetaucht, die sich zwischen die dort stehenden Fans drängten, „einer von ihnen direkt in der Reihe vor mir“, so schildert es die Zeugin. Eine Frau neben ihm soll den Vermummten aufgefordert haben, wieder zu gehen. Der habe sie zur Seite gedrängt, letztlich sei es aus einem Geschubse heraus zu einer Schlägerei gekommen. Dabei sei unter anderem einem Mann vor die Nase geboxt worden, die geblutet habe. Der Frau sei auf den Unterarm geschlagen worden, der später blau angelaufen sei. Das mutmaßliche Opfer ist der Zeugin bekannt, diese Redaktion konnte sie bis jetzt nicht erreichen. „Insgesamt war es ein großes Gerangel“, erklärte die Zeugin. 

Vorwurf: Ultras zünden Bengalos rücksichtslos – Ordner greifen spät ein
Und: Die Ordner seien erst nach mehrmaliger Aufforderung aktiv geworden, brachten dann „zumindest den verletzten Mann zu den Sanitätern. Die Ultras mit den Bengalos sind hartnäckig stehen geblieben und haben diese später auch komplett rücksichtslos gezündet“, erklärte die Zeugin.

Was sagt der VfL zu den Vorwürfen?
Von einem „großen Gerangel“ sei laut der Auswertungen des Klubs „nichts zu sehen“. Allerdings gab es 13 Fans, die sich an den Verein mit einer Beschwerde gewendet hätten, darunter auch die am Unterarm laut Zeugin verletzte Frau. Die betroffenen Personen seien vom VfL Bochum schnellstmöglich kontaktiert worden, erklärte der Klub. Auf Wunsch habe man zudem einen weiteren Austausch im neuen Jahr angeboten. Der VfL Bochum bittet stets darum, sich bei Problemen und Vorfällen konkret an den Klub zu wenden. Der Verein nehme alle Beschwerden ernst.

Pyrotechnik: VfL Bochum erklärt Sicherheitsmaßnahmen im Stadion

Was sagt der Klub zu Sicherheitsmaßnahmen in punkto Pyrotechnik? Neben dem Austausch mit der aktiven Szene und verschärften Personenkontrollen gibt es laut VfL Bochum bereits im Vorfeld Rundgänge durch diverse Bereiche, die auch mit Sprengstoffhunden und speziell ausgebildeten Experten durchgeführt werden. Im Nachgang würden Kamera- und Videoaufnahmen detailliert analysiert, was viel Zeit und Aufwand in Anspruch nehme, die Auswertung des VfB-Spiels laufe auch noch. Auch der Ordnungs- und Sicherheitsdienst wurde und wird nach solchen Vorfällen regelmäßig noch mal sensibilisiert, so der Verein. 

Nach Informationen dieser Redaktion wurden nach dem VfB-Spiel im Stadionbereich mehrere abgeschnittene Gummihandschuhe gefunden. Das legt den Verdacht nahe, dass Pyrotechnik auch durch Einführung in Körperöffnungen ins Stadion geschmuggelt wurden, was in der Szene als durchaus üblich gilt. Fakt ist: Ein Allheilmittel gegen Pyrotechnik im Stadion hat noch kein Klub gefunden, weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern. 

Warum im Pokalspiel so viel Feuer im Spiel gewesen sein könnte

Hintergrund: Warum kam es ausgerechnet beim VfB-Spiel so weit? Beim Pokalspiel lag sprichwörtlich Feuer in der Luft. Die aktiven Fanszenen in ganz Deutschland demonstrierten wie berichtet gegen diskutierte Maßnahmen bei der Innenministerkonferenz, die am „Pokal-Mittwoch“ begonnen hatte. So zum Beispiel gegen personalisierte Tickets oder KI-gestützte Überwachung aller Stadionbesucher. Letztlich mit Erfolg, fast alle von Fans befürchteten Maßnahmen sind (vorerst) vom Tisch.

Pyrotechnik, gar eine Debatte zur Legalisierung war bei der IMK kein Kernthema. In allen Stadien der ersten bis dritten Liga setzten Fans mit zwölfminütigem Schweigen zu Beginn an zwei Spieltagen sowie im Pokal-Achtelfinale Zeichen des Protests. Danach kam es in vielen Stadien zu einem verstärkten Abbrennen von Pyrotechnik, was etliche Fans in sozialen Medien als Widerspruch werteten. Andere Fans argumentierten unter anderem, dass damit der Protest wohl noch mehr Aufmerksamkeit erzeugen sollte. 

Auch Ultras von Münster sollen sich an der Pyroaktion beteiligt haben
Hinzu kam in Bochum, dass die Zündler dank des attraktiven Gegners und der Live-Übertragung im Free-TV ein deutlich größeres Publikum erreichten als normalerweise. Und: Zahlreiche Dauerkarten-Inhaber der Zweitliga-Spiele – nach unseren Informationen mindestens 2000 – hatten ihre Dauerkarte nicht umgewandelt.

Es waren also deutlich mehr Fans in der Ostkurve, die dort sonst nicht stehen und von denen manche womöglich die inoffiziellen Regeln einer Kurve, etwa das von Ultras bekämpfte Filmen von Vermummten, nicht kannten. Um es zu betonen: Dies rechtfertigt in keiner Weise Gewalt. Es könnte aber hier und dort Anlass für dann teils ausgearteten Streit gewesen sein. 

Darüber hinaus sollen sich nach unseren Erkenntnissen neben Fans der Bochumer Ultragruppierungen UB99 und Ruhrstadtkollektiv auch einige Ultras von Preußen Münster an der Pyro-Aktion beteiligt haben. Zwischen dem VfL und Münster gibt es eine Fanfreundschaft. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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#2
Beim letzten Auswärtsspiel des Jahres wollen die Fans des VfL Bochum in Hannover noch einmal ein Zeichen setzen. Viele Fans sollen mitfahren. 

Wenig hatte in den vergangenen Jahren in Hannover so viel Tradition, wie große Gäste-Anhänge. Immer wieder strömten Tausende, mitunter Zehntausende Fans von Gastmannschaften in die Heinz-von-Heiden-Arena, wo Hannover 96 seine Heimspiele austrägt. Erst Mitte Oktober waren 15.000 Anhänger des aktuellen Zweitliga-Spitzenreiters Schalke 04 an den Maschsee gekommen und sorgten für eine wahre Invasion. Am Samstag beim letzten Auswärtsspiel des Jahres wollen nun auch die Fans des VfL Bochum nachlegen und noch mal ein Zeichen ihrer Unterstützung senden. „Alle nach Hannover“, heißt der Aufruf, der bereits seit einigen Tagen in der Fanszene kursiert. 

Der offizielle Gästeblock erstreckt sich in Hannover im Oberrang in den Blöcken S15 bis S19, sowie im Unterrang in den Blöcken S6 bis S9. Ultras Bochum 99 riefen dazu auf, dass sich das Stimmungszentrum in den Blöcken S15 und S16 befinden soll. Diese Blöcke sind etwas zentraler hinter dem Tor, so soll die Unterstützung der Fans besser koordiniert werden können. 

Ultras Bochum mit Aufruf für das Auswärtsspiel in Hannover
„Lass Hannover in blau-weiß erstrahlen“, steht zudem auf dem Aufruf der Ultras. Das wird offenbar aber schwerer, als zum Beispiel beim Gastspiel des FC Schalke 04. Zwar fahren 3900 Fans mit nach Hannover am Samstagabend (20.30 Uhr), allerdings sind in den Blöcken rund um den Gästeblock noch zahlreiche Karten verfügbar. Die Heimbereiche hingegen sind bereits weitgehend ausverkauft. Rund um Hannover 96 herrscht unter Trainer Christian Titz wieder so etwas wie Euphorie. 96 hat momentan immerhin einen Zuschauerschnitt von 44.929. Insgesamt bietet das Niedersachsenstadion Platz für 49.200 Fans.

Dass Hannover für Gästefans beliebt ist, liegt auf der Hand. Vor allem für Anhänger von Klubs aus dem Ruhrgebiet. Die Fahrt ist mit dem Auto einigermaßen erträglich, mit rund zweieinhalbstündiger Anreise. Einen leichten Strich durch die Rechnung vieler VfL-Fans könnte allerdings die späte Anstoßzeit am Samstagabend gemacht haben. Nach Spielschluss gibt es keine direkte Zugverbindung mehr zurück ins Ruhrgebiet. 

Wohl auch deshalb dürften die Fans des VfL Bochum keinen eigenen Auswärtsfahrer-Rekord für diese Saison aufstellen. Im Auswärtsspiel beim FC Schalke waren 7000 Anhänger des VfL in der Arena. Den Schnitt von bislang 2875 Auswärtsfahrern dürfte die Partie in Hannover aber allemal nach oben treiben. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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