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Hofmann-Deal: Fans fühlen sich verschaukelt – zu Recht?
#1
Die verheimlichte Vertragsverlängerung mit Philipp Hofmann schlägt beim VfL Bochum hohe Wellen. Im Visier: die sportliche Führung, das Präsidium, Berater. 

Seit mehr als drei Jahren stürmt Philipp Hofmann für den VfL Bochum. Bleibt der wenigstens zweitklassig, kommen knapp drei weitere Spielzeiten hinzu. Denn der Klub hat den ursprünglich im kommenden Sommer 2026 auslaufenden Vertrag mit dem Arnsberger um zwei Jahre verlängert, wie diese Redaktion am Donnerstagabend exklusiv berichtete. Und zwar bereits im August. 

Der Klub kommunizierte das bis zum Freitag (17 Uhr) noch nicht. Manche Mitglieder fühlen sich verschaukelt. In sozialen Medien tobt ein Kampf um die Meinungshoheit. Die Verlängerung: richtig oder daneben? Die Verheimlichung: naiv oder klug? Eine kommentierende Einordnung mit drei Aspekten: Sport, Transparenz, Berater-Rolle. 

1.) Hofmann bleibt beim VfL – die Gründe
Acht Tore erzielte Hofmann in seiner ersten VfL-Saison in der Bundesliga, danach haperte es mehr und mehr im Abschluss. In der vergangenen Spielzeit kam er in stolzen 32 Einsätzen auf nur drei Treffer, in dieser erst auf einen. Vor allem in der 2. Liga hinkt er seiner Form deutlich hinterher. Dennoch war die Entscheidung des VfL, Hofmann nicht ziehen zu lassen, alternativlos.

Zunächst aus sportlichen und charakterlichen Gründen. Hofmann passt als Typ zum VfL, ist Führungskraft auch in der Kabine, duckt sich nicht weg, stellt sich offen Fans und Medien – auch nach der x-ten Niederlage in Serie. Der Sauerländer ist ein Kämpfer, bei Trainern hochgeschätzt. Hofmann war in Bochum unter sieben (Interims-)Trainern stets gesetzt. 

Hofmann: Wucht und Ballbehauptung, aber zu selten in der Box
Er bringt dank seiner Physis, seiner 1,95 Meter Körpergröße Wucht und Robustheit ins VfL-Spiel, ist seit Jahren einer der stärksten Kopfballspieler Deutschlands, gemessen an den gewonnenen Luftduellen. Hofmann ist Zielspieler, er bindet Verteidiger, ist stark in der Ballbehauptung, arbeitet intensiv gegen den Ball.

Im Aufbau lässt er sich oft fallen. Zu oft. Dass er zu selten in der Box auftaucht, schon gar nicht entscheidend, liegt auch an ihm. Aber nicht nur: Das Flügelspiel des VfL ist seit Monaten abstiegsreif in beiden Ligen, die Box-Besetzung insgesamt mangelhaft. Hofmann wird kaum gefüttert mit Flanken. Der neue Trainer Uwe Rösler will das ändern, setzt grundsätzlich auf eine „klare Neun“, einen Typ wie Hofmann. 

Hertha lockte Hofmann – VfL fehlte es an neuen Alternativen
Noch entscheidender: Der VfL hatte gar keine Alternativen. Dem 32-Jährigen lag im August ein konkretes Angebot von Hertha BSC vor. Ex-Trainer Dieter Hecking hatte da bereits seinen besten Angreifer der Vorbereitung, Moritz Broschinski, ersatzlos verloren. Und legte bei einem Hofmann-Verkauf ebenso sein Veto ein wie Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner, der erst am letzten Transfertag mit Michael Obafemi einen bis dato nicht ausreichend austrainierten „Broschinski-Ersatz“ präsentierte. Zudem kam Sommerzugang Ibrahim Sissoko bis heute noch nicht wirklich in die Spur.

Die Frage ist: Sind zwei Jahre zu viel?
Hofmann selbst, das machte er oft auch öffentlich deutlich, wollte gerne längerfristig beim VfL bleiben. Der Familienvater fühlt sich trotz zunehmend geballter Kritik von Fans in sozialen Medien wohl in Bochum, nahe seiner Heimat. Dass Hertha BSC ihn lockte, zeigt die Wertschätzung, die ihm ein deutlich größerer, finanzstärkerer Klub entgegenbringt. Und natürlich stärkte es auch seine Verhandlungsposition beim VfL. 

Bochum hatte nach dem sinnvollen Verkaufs-Veto die Wahl, den Kontrakt im Sommer 2026 auslaufen zu lassen oder ihn zu verlängern. Nur wann? Und gleich um zwei weitere Jahre? Der Klub vertraute Hofmann, konterte Herthas Wertschätzung mit einem angemessenen Angebot. Zugegeben: Über den richtigen Zeitpunkt einer Verlängerung kann man meistens trefflich streiten. Der VfL wäre aber gut beraten gewesen, die Entwicklung bis zum Winter abzuwarten, um dann im Erfolgsfall neu zu verhandeln, auch wenn Hofmanns Vertrag nicht für die 3. Liga gilt. Im Sommer 2028, dies am Rande, ist Hofmann 35 Jahre alt. 

2.) Die Verheimlichung: Das steckt dahinter
Letztlich entschied sich Sportchef Dufner, Hofmanns Vertrag bis 2028 zu verlängern. Dies mit Empfehlung von Hecking, dem Okay von Finanzgeschäftsführer Ilja Kaenzig sowie der Zustimmung vom Aufsichtsrat um Hans-Peter Villis und Andreas Luthe. In diesen letzten Tagen der Transferphase wurde ein zusätzlicher Stürmer händeringend gesucht.

Es gab öffentliches Theater. Wie diese Redaktion damals aufdeckte, wollte Dufner Augsburgs Yusuf Kabadayi holen, Hecking stand aus sportlichen Gründen dahinter. Doch das Präsidium legte sein Veto ein, Kabadayis Vergangenheit passte nicht zu den Werten des Klubs. Eine richtige Entscheidung. 

In dieser Phase war auch Hofmann längst – oder immer noch – in der Formkrise, eine Bekanntgabe seiner Verlängerung hätte im heißen Transferendspurt für noch mehr öffentlichen Wirbel gesorgt. Der VfL setzte auf einen besseren Moment. Idealerweise: einen Sieg in Paderborn samt Hofmann-Tor. 

Aus einer Krise wird ein „Existenzkampf“: VfL Bochum verpasst den Moment
Dass aus einer Krise im September ein „Existenzkampf“ wurde, wie es Vorstandsvorsitzender Andreas Luthe drastisch formuliert hat, dass sich der Klub nach dem 0:1 in Paderborn von Dufner und Hecking trennte, dass Hofmann mit dem Team immer tiefer abstürzte, statt sich zu befreien, wollte damals niemand so vorhersehen, vielleicht: sich nicht vorstellen können.

Wann ist der „richtige Moment“? Nach dem Ende der Transferphase, also vor über einem Monat, hätte der VfL die Verlängerung mit Überzeugung den Mitgliedern erklären müssen. Dies über die Kommunikations-Abteilung zu veranlassen, fiel in den Kompetenzbereich von Dufner. 

Allerdings mischen bei Entscheidungen dieser Tragweite ja viele mit beim VfL. So hätte auch Ilja Kaenzig als in Bochum überaus erfahrenerer Geschäftsführer des VfL und das Präsidium um Andreas Luthe den später geschassten Dufner zur Veröffentlichung drängen können, ja: müssen. Seit Dufners Aus ist Kaenzig auch formal zuständig. Und: Transparenz gegenüber den Mitgliedern hat das neue Präsidium versprochen im Wahlkampf. Bis auf einen wenig aussagenden Mitgliederbrief kam da noch nicht viel. 

So war die Verheimlichung in den letzten Transfertagen verständlich und nachvollziehbar. Doch dann verpasste der Klub den Moment – und muss sich nun einem weiteren Kommunikations-Debakel stellen. 

3.) Die Berater-Rolle: Vorwürfe sind realitätsfern
Philipp Hofmann wird von Roof (Representatives Of Outstanding Footballers) beraten, gemessen an den Spielermarktwerten eine der Top-Fünf-Agenturen für Fußballer weltweit. 2024 übernahm die Künstler- und Sportagentur UTA (United Talent Agency) den deutschen Marktführer. UTA vertritt unter anderem Weltstars wie Schauspieler Michael Douglas oder Basketball-Ikone LeBron James. Mitgesellschafter von UTA ist Tobias Sander. Zu den von Roof betreuten Spielern zählen etwa mehrere Bayern-Profis wie Leon Goretzka und Serge Gnabry. Für Zweitligisten interessante, bezahlbare Spieler betreut Roof nur wenige.

Berater Sander sitzt im Wirtschaftsrat
Als Privatmann ist Sander Fan des VfL, lebenslängliches Mitglied und seit kurzem Mitglied im neuen Wirtschaftsrat des Klubs. Der Vorwurf, der in sozialen Medien auch jetzt wieder auftaucht, Sander wolle sich am VfL „bereichern“ oder setze den Klub unter Druck, ist realitätsfern – zumal ein Transfer von Hofmann zur Hertha für Spieler wie Berater lukrativer gewesen wäre.

Eine erfolgreiche Berateragentur wie Roof pflegt ein riesiges Netzwerk mit besten Kontakten. Das ist im milliardenschweren Fußballgeschäft nicht anders als in anderen Wirtschaftsbereichen wie Bau, Immobilien und Energie. Der Gedanke, Sanders Tätigkeit im Wirtschaftsrat, der nur beratende Funktion und keinerlei Entscheidungsbefugnis hat, würde ihm geschäftlich nutzen, ist daher naiv. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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#2
Seit wann haben die Fans ein Mitspracherecht in Vertragsangelegenheiten? Dafür gibt es die GF und den AR. Der Mitgliedsausweis oder die Eintrittskarte reicht da nicht. Es wurde eine Management-Entscheidung getroffen die man mag oder auch nicht und für die sich jedes Mitglied auf der nächsten JHV bedanken kann.

Die Gründe für diese Entscheidung sind durch die Jounaille hinreichend erläutert worden, finde ich. Ob sich das alles am Ende als richtig erweist, werden wir sehen.

Die wichtigste Erkenntnis ist für mich, dass die Gehaltszahlungen an die Spitzenverdiener (ich vermute die beiden Sissokos, Vogt, Bero, Kwarteng, Horn und Hofmann) im Kader wohl das Finanzpolster, sofern es sowas gab, aufgefressen haben und das deshalb für "Qualitätsverpflichtungen" kein Geld mehr da war.
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#3
Wer suchet, der findet doch immer ein haar in der Suppe. Haben wir nicht andere Probleme, als hier schon wieder alles negativ zu sehen. Vielleicht findet man das suchende Haar in der Kommunikation, ok - aber ansonsten.
- sollte man im August nach Broschinski auch Hofmann gehen lassen, ohne geeignete Nachfolger ? Ich möchte dann mal das Volk hören.
- ein Hofmann kann sich verdammt noch einmal nicht zweiteilen. Entweder setzt der Coach und er sich selbst ein, die langen Bälle festzumachen und diese dann zu verteilen. ( aber wen denn bitte) In dieser Rolle überzeugt mich Hofmann schon immer. Er ackert, er kämpft und er macht viele dieser Bälle im Ansatz fest.
- der andere Hofmann gehört in die Box. da muss er gefüttert werden und dann Tore erzielen. Dies gelingt ihm seit langer Zeit nicht. Ein Grund ist sicherlich hier seine Abschlußschwäche, aber wie viele Bälle erhält er denn in der Box ? Über außen kommt fast nichts, ab und zu von Holtmann, wenn er mal da spielen darf. Ecken kommen seit Monaten katastrophal rein, also gehen die an ihm vorbei. Die Flankenkönige Passlak und Wittek z.B. bringen diese Flanken nachweislich leider nicht in die Box.

Im Ergebnis suchen wir somit den Schuldigen für die fehlenden Tore nur bei Hofmann ( Bro. ist ja nicht mehr da, also hat man nur ihn als Sündenbock) Ich wiederum sehe hie sehr viel "Schuld" bei den bisherigen Trainern, zum einen muß der Coach die Position von Hofmann definieren. Wenn er die Bälle festmachen soll, dann müssen andere ( und zwar eigentlich 2! ) in die Box. Und wenn der Coach Hofmann und einen zweiten in die Box beruft ( scheint Rösler zu wollen), dann müssen Bälle reinfliegen.

Wenn dies dann passiert und er die Dinger dann versemmelt, dann kann die Kritik laut werden.
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#4
Ich vermute hier schwingt auch ein bisschen  "beleidigt sein" der WAZ 191919Redakteure mit. Offensichtlich hatten die, vermeintlich gut informierten  Insider, auch keine Informationen. Zumindest habe ich bisher nicht darüber gelesen. 

Ansonsten heißt es vom VfL immer, Vertragsinhalte werden nicht bekannt gegeben.  Da der Berater Mitglied im Wirtschaftsrat ist, hat das bei Hofmann gut geklappt.

Ganz davon ab wird es immer Spieler geben, an denen sich die Geister scheiden. Hofmann hat das Problem, er wurde als Mittelstürmer und Torjäger angekündigt, was er in Karlsruhe auch war. 19 Tore in der Saison 21/22.Dran wird er wohl gemessen, und nicht nachdem was er Woche für Woche leistet.
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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