10-01-2025, 06:52 PM
Uwe Rösler ist ein Trainer-Kandidat beim VfL Bochum. Mentalität, Spielstil, Kommunikation: Passt der 56-Jährige ins Profil? Wir machen den Faktencheck.
Uwe Rösler ist viel herumgekommen in seiner Karriere als Spieler und Trainer. Der 56-Jährige aus Altenburg in Thüringen könnte der Nachfolger von Dieter Hecking und Interimstrainer David Siebers beim VfL Bochum werden.
Siebers wird nach zwei Niederlagen gegen Nürnberg und Düsseldorf den Zweitligisten noch am Samstag (13 Uhr/Sky) beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern coachen, wie er selbst bereits am Dienstag klarstellte (Bericht: hier). Geschäftsführer Ilja Kaenzig, für die Trainersuche zuständig, bestätigte dies nun gegenüber der Bild-Zeitung.
Finale Entscheidung bei der Trainerfrage steht aus
Danach soll ein neuer Mann übernehmen. Wie diese Redaktion erfuhr, ist Uwe Rösler ein heißer Kandidat. Radio Bochum berichtete zuerst. Eine finale Entscheidung steht – Stand Mittwochabend – aber noch aus (Entwicklungen bei der Trainersuche mit Anfang und Co.: hier).
Wir machen den Faktencheck: Passt Rösler ins Anforderungs-Profil des VfL Bochum – und woran hakt es noch?
1. Ein Trainer mit Erfahrung
Rösler machte als Profi Karriere, was gemeinhin dem Standing gerade bei jüngeren Zweitliga-Fußballern nicht schadet. Erst stürmte er in der ehemaligen DDR etwa für Leipzig, dann in der Bundesliga und in England. So erzielte der Mittelstürmer für Manchester City in der ersten und zweiten englischen Liga in 150 Partien 50 Tore, war bei den Fans auf der Insel ob seiner leidenschaftlichen Spielweise beliebt. Rösler griff unter anderem auch für Nürnberg, Kaiserslautern und Southampton an. 2003 beendete er seine Karriere in Lillestrom SK.
Bei dem norwegischen Klub startete der heute 56-Jährige auch seine Trainerlaufbahn. In Skandinavien – Norwegen, Schweden, Dänemark – fand er eine Art zweite Heimat. Auch die Klubs Viking Stavanger, Molde FK und Malmö FF trainierte er, zudem in England den FC Brentford, Wigan Athletic und Leeds United und Fleetwood Town.
In den letzten drei Jahren trainierte er den dänischen Erstligisten Aarhus GF – und zuvor anderthalb Jahre Fortuna Düsseldorf. Damit bringt er auch als Trainer die im VfL-Profil geforderte Erst- und Zweitliga-Erfahrung mit.
Fazit: Rösler hat viel Erfahrung, ist aber kein klassischer Feuerwehrmann à la Friedhelm Funkel.
2. Der Spielstil: Offensiver Fußball, hohe Intensität
Für möglichst mitreißenden, offensiven Fußball soll der neue Trainer stehen. In Düsseldorf übernahm Rösler die Fortuna als Tabellenschlusslicht im Januar 2020 von Friedhelm Funkel. Er holte aus den letzten 15 Partien noch 15 Punkte, verspielte den Klassenerhalt am letzten Spieltag aber mit einem 0:3 bei Union Berlin.
Gerade in der Bundesliga aber zeigte Rösler – übrigens in der Corona-Phase meist vor leeren Rängen – „nie Mauerfußball“, sondern suchte sein Heil mit einer mutigen, offensiven Spielweise, berichtet ein langjähriger Begleiter. Zum Verhängnis wurden ihm oft späte Gegentore. Wie einst Thomas Letsch beim VfL Bochum. Ein Vorwurf von Fans: schlechte Wechsel. Auch das erinnert an die Letsch-Zeit.
Reis‘ VfL Bochum gegen Röslers Düsseldorf: 5:0 und 3:0!
Dennoch ging die Fortuna vertragsgemäß mit Rösler in die 2. Liga. Dort lief es weniger rund, der Absteiger verpasste den Wiederaufstieg in der nächsten „Corona-Saison“ als Fünfter deutlich. Meister wurde der VfL Bochum unter Trainer Thomas Reis. Auch dank eines 5:0 Heimsieges und 3:0-Auswärtssieges gegen Röslers Fortuna. Nach der Saison wurde Röslers Vertrag nicht verlängert.
System: In Aarhus oft mit Dreierkette und zwei Spitzen
Systematisch variierte Rösler sein System in Düsseldorf, ein 4-2-3-1 und 4-3-3 zählte ebenso zum Repertoire wie ein 3-5-2 und 3-4-3. Von 2022 bis zum vergangenen Sommer coachte Rösler dann den dänischen Erstligisten Aarhus GF, der im Vergleich zu FC Kopenhagen oder FC Midtjylland mit vergleichsweise wenig Geld auskommen muss.
Dort setzte Rösler meist auf ein 3-5-2, ein System, das Dieter Hecking zuletzt bevorzugte. Aber auch im 3-4-2-1 trumpfte Aarhus phasenweise auf. Diese Formation studiert beim VfL gerade David Siebers ein.
Rösler war in Aarhus erfolgreich: Dreimal in Folge führte er den kleinen Klub in die Top Sechs, die Meisterrunde. Seine Handschrift, so heißt es in dänischen Medien, prägte Aarhus hohe Intensität, klare Struktur und Spielidee, gutes Pressing, Offensivfreude.
Trennung in Aarhus auf Augenhöhe nach Pleitenserie
Nach einer Niederlagen-Serie in der Meisterrunde der Vorsaison aber lief der Vertrag aus. Es war ein Abschied auf Augenhöhe, mit hoher gegenseitiger Wertschätzung.
Fazit: Röslers bevorzugter Fußball passt in puncto Intensität und Offensivgeist zur erhofften Philosophie des VfL. Systematisch passt sein Stil zur Kaderplanung des VfL – wobei diese bekanntlich etliche Lücken aufweist auf dem Flügel und im Sturmzentrum.
3. Kommunikation und Mentalität
Rösler gilt – ähnlich wie Hecking – als ein Geradeaus-Typ, der jedem ehrlich seine Meinung sagt. Auch, wenn ihm etwas nicht passt, was zu Konflikten führen kann. Er gilt als guter Kommunikator innerhalb des Klubs und Teams ebenso wie in der Außendarstellung, im Umgang mit Fans, Sponsoren oder Journalisten.
Ein ranghoher Funktionär eines dänischen Erstligisten erklärte gegenüber dieser Redaktion, dass Rösler als Trainer empfunden wurde, der eine klare Linie vertritt, klare Worte findet und im Zweifel auch eine „harte Hand“ haben kann. Zumindest, so der Experte, für eher weichere dänische Verhältnisse.
Fazit: Rösler erfüllt auch die Kriterien in punkto Kommunikation und Mentalität.
4 Marktlage: Woran es aktuell noch hakt
Ein Makel: Mit Düsseldorf konnte Rösler die Vereinsziele im Ergebnis nicht erreichen, stieg mit der Fortuna erst ab und dann nicht wieder auf. Sportlich betrachtet liegt der 56-Jährige aber nach unseren Informationen dennoch weit vorne, womöglich ganz vorne auf der VfL-Liste.
Und, das gilt ja für alle Kandidaten aufgrund der finanziell angespannten Lage beim VfL Bochum: Er ist derzeit vereinslos, also direkt verfügbar ohne Ablöse-Kosten.
VfL Bochum legt Angebot vor – Finanzen müssen passen
Die Gespräche mit ihm sind weit fortgeschritten, es soll ein konkretes Angebot des VfL Bochum geben. Dennoch ist aktuell unklar, ob Rösler zum VfL kommt.
Ein Grund liegt auf der Hand: Das Angebot muss finanziell passen. Einerseits für Rösler, zumal es sich der Klub wohl nur leisten kann, einen Vertrag bis zum Saisonende anzubieten, möglicherweise mit einer Option im Erfolgsfall. Aus VfL-Sicht wiederum muss das Gesamtpaket auch in Abwägung zu anderen Lösungen passen. Mindestens einen weiteren aussichtsreichen Kandidaten soll es noch geben.
Zudem müsste Rösler davon überzeugt sein, dass die Mannschaft genug Qualität hat für seinen Fußball. Daran, so hört man es, sollte sein Engagement allerdings nicht scheitern.
Quelle: WAZ.de
Uwe Rösler ist viel herumgekommen in seiner Karriere als Spieler und Trainer. Der 56-Jährige aus Altenburg in Thüringen könnte der Nachfolger von Dieter Hecking und Interimstrainer David Siebers beim VfL Bochum werden.
Siebers wird nach zwei Niederlagen gegen Nürnberg und Düsseldorf den Zweitligisten noch am Samstag (13 Uhr/Sky) beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern coachen, wie er selbst bereits am Dienstag klarstellte (Bericht: hier). Geschäftsführer Ilja Kaenzig, für die Trainersuche zuständig, bestätigte dies nun gegenüber der Bild-Zeitung.
Finale Entscheidung bei der Trainerfrage steht aus
Danach soll ein neuer Mann übernehmen. Wie diese Redaktion erfuhr, ist Uwe Rösler ein heißer Kandidat. Radio Bochum berichtete zuerst. Eine finale Entscheidung steht – Stand Mittwochabend – aber noch aus (Entwicklungen bei der Trainersuche mit Anfang und Co.: hier).
Wir machen den Faktencheck: Passt Rösler ins Anforderungs-Profil des VfL Bochum – und woran hakt es noch?
1. Ein Trainer mit Erfahrung
Rösler machte als Profi Karriere, was gemeinhin dem Standing gerade bei jüngeren Zweitliga-Fußballern nicht schadet. Erst stürmte er in der ehemaligen DDR etwa für Leipzig, dann in der Bundesliga und in England. So erzielte der Mittelstürmer für Manchester City in der ersten und zweiten englischen Liga in 150 Partien 50 Tore, war bei den Fans auf der Insel ob seiner leidenschaftlichen Spielweise beliebt. Rösler griff unter anderem auch für Nürnberg, Kaiserslautern und Southampton an. 2003 beendete er seine Karriere in Lillestrom SK.
Bei dem norwegischen Klub startete der heute 56-Jährige auch seine Trainerlaufbahn. In Skandinavien – Norwegen, Schweden, Dänemark – fand er eine Art zweite Heimat. Auch die Klubs Viking Stavanger, Molde FK und Malmö FF trainierte er, zudem in England den FC Brentford, Wigan Athletic und Leeds United und Fleetwood Town.
In den letzten drei Jahren trainierte er den dänischen Erstligisten Aarhus GF – und zuvor anderthalb Jahre Fortuna Düsseldorf. Damit bringt er auch als Trainer die im VfL-Profil geforderte Erst- und Zweitliga-Erfahrung mit.
Fazit: Rösler hat viel Erfahrung, ist aber kein klassischer Feuerwehrmann à la Friedhelm Funkel.
2. Der Spielstil: Offensiver Fußball, hohe Intensität
Für möglichst mitreißenden, offensiven Fußball soll der neue Trainer stehen. In Düsseldorf übernahm Rösler die Fortuna als Tabellenschlusslicht im Januar 2020 von Friedhelm Funkel. Er holte aus den letzten 15 Partien noch 15 Punkte, verspielte den Klassenerhalt am letzten Spieltag aber mit einem 0:3 bei Union Berlin.
Gerade in der Bundesliga aber zeigte Rösler – übrigens in der Corona-Phase meist vor leeren Rängen – „nie Mauerfußball“, sondern suchte sein Heil mit einer mutigen, offensiven Spielweise, berichtet ein langjähriger Begleiter. Zum Verhängnis wurden ihm oft späte Gegentore. Wie einst Thomas Letsch beim VfL Bochum. Ein Vorwurf von Fans: schlechte Wechsel. Auch das erinnert an die Letsch-Zeit.
Reis‘ VfL Bochum gegen Röslers Düsseldorf: 5:0 und 3:0!
Dennoch ging die Fortuna vertragsgemäß mit Rösler in die 2. Liga. Dort lief es weniger rund, der Absteiger verpasste den Wiederaufstieg in der nächsten „Corona-Saison“ als Fünfter deutlich. Meister wurde der VfL Bochum unter Trainer Thomas Reis. Auch dank eines 5:0 Heimsieges und 3:0-Auswärtssieges gegen Röslers Fortuna. Nach der Saison wurde Röslers Vertrag nicht verlängert.
System: In Aarhus oft mit Dreierkette und zwei Spitzen
Systematisch variierte Rösler sein System in Düsseldorf, ein 4-2-3-1 und 4-3-3 zählte ebenso zum Repertoire wie ein 3-5-2 und 3-4-3. Von 2022 bis zum vergangenen Sommer coachte Rösler dann den dänischen Erstligisten Aarhus GF, der im Vergleich zu FC Kopenhagen oder FC Midtjylland mit vergleichsweise wenig Geld auskommen muss.
Dort setzte Rösler meist auf ein 3-5-2, ein System, das Dieter Hecking zuletzt bevorzugte. Aber auch im 3-4-2-1 trumpfte Aarhus phasenweise auf. Diese Formation studiert beim VfL gerade David Siebers ein.
Rösler war in Aarhus erfolgreich: Dreimal in Folge führte er den kleinen Klub in die Top Sechs, die Meisterrunde. Seine Handschrift, so heißt es in dänischen Medien, prägte Aarhus hohe Intensität, klare Struktur und Spielidee, gutes Pressing, Offensivfreude.
Trennung in Aarhus auf Augenhöhe nach Pleitenserie
Nach einer Niederlagen-Serie in der Meisterrunde der Vorsaison aber lief der Vertrag aus. Es war ein Abschied auf Augenhöhe, mit hoher gegenseitiger Wertschätzung.
Fazit: Röslers bevorzugter Fußball passt in puncto Intensität und Offensivgeist zur erhofften Philosophie des VfL. Systematisch passt sein Stil zur Kaderplanung des VfL – wobei diese bekanntlich etliche Lücken aufweist auf dem Flügel und im Sturmzentrum.
3. Kommunikation und Mentalität
Rösler gilt – ähnlich wie Hecking – als ein Geradeaus-Typ, der jedem ehrlich seine Meinung sagt. Auch, wenn ihm etwas nicht passt, was zu Konflikten führen kann. Er gilt als guter Kommunikator innerhalb des Klubs und Teams ebenso wie in der Außendarstellung, im Umgang mit Fans, Sponsoren oder Journalisten.
Ein ranghoher Funktionär eines dänischen Erstligisten erklärte gegenüber dieser Redaktion, dass Rösler als Trainer empfunden wurde, der eine klare Linie vertritt, klare Worte findet und im Zweifel auch eine „harte Hand“ haben kann. Zumindest, so der Experte, für eher weichere dänische Verhältnisse.
Fazit: Rösler erfüllt auch die Kriterien in punkto Kommunikation und Mentalität.
4 Marktlage: Woran es aktuell noch hakt
Ein Makel: Mit Düsseldorf konnte Rösler die Vereinsziele im Ergebnis nicht erreichen, stieg mit der Fortuna erst ab und dann nicht wieder auf. Sportlich betrachtet liegt der 56-Jährige aber nach unseren Informationen dennoch weit vorne, womöglich ganz vorne auf der VfL-Liste.
Und, das gilt ja für alle Kandidaten aufgrund der finanziell angespannten Lage beim VfL Bochum: Er ist derzeit vereinslos, also direkt verfügbar ohne Ablöse-Kosten.
VfL Bochum legt Angebot vor – Finanzen müssen passen
Die Gespräche mit ihm sind weit fortgeschritten, es soll ein konkretes Angebot des VfL Bochum geben. Dennoch ist aktuell unklar, ob Rösler zum VfL kommt.
Ein Grund liegt auf der Hand: Das Angebot muss finanziell passen. Einerseits für Rösler, zumal es sich der Klub wohl nur leisten kann, einen Vertrag bis zum Saisonende anzubieten, möglicherweise mit einer Option im Erfolgsfall. Aus VfL-Sicht wiederum muss das Gesamtpaket auch in Abwägung zu anderen Lösungen passen. Mindestens einen weiteren aussichtsreichen Kandidaten soll es noch geben.
Zudem müsste Rösler davon überzeugt sein, dass die Mannschaft genug Qualität hat für seinen Fußball. Daran, so hört man es, sollte sein Engagement allerdings nicht scheitern.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."