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Proteste gegen Bochums U21
#1
Bei den ersten Regionalliga-Spielen gab es Proteste gegen Bochums Zweite. Das „Problem“ ist klar, die Diskussion so akut wie nie. Eine Lösung aber nicht in Sicht. 

Die Botschaft der Kölner Fans beim Spiel der U21 des VfL Bochum bei Fortuna Köln war eindeutig: „Scheiß Amateure – raus aus der Liga!“, hieß es immer wieder in Richtung der Bochumer Mannschaft. Schon am ersten Spieltag wurden die Aufsteiger im Ruhrstadion von einem Protest-Spruchband begrüßt: „Eigene Liga für Zweitvertretungen“ stand in großen Buchstaben vor den Fans des Bonner SC. Auch die Fans der SF Siegen protestierten am Sonntag beim Auswärtsspiel beim BVB II. 

Das Thema „Zweitvertretungen“ ist kein Neues, in dieser Regionalliga-Saison aber noch einmal heißer: Gleich sieben zweite Mannschaften von Profiklubs spielen in der Regionalliga West. Damit ist sogar das Maximum erreicht, mehr dürfen es nicht sein. Oberhausens Vorstand Marcus Uhlig kommentierte das im Reviersport so: „Welchen Vorteil hat ein Verein wie RWO von einer Liga mit sieben Zweitvertretungen? Keinen.“ 

U-Teams in der Regionalliga: Wenig Fans und Wettbewerbsverzerrung lauten die alten Vorwürfe
Das Problem ist klar, der Konflikt aber vielschichtig. U23-Mannschaften ziehen meist weniger Fans an, was in der finanziell anspruchsvollen Regionalliga den Heimmannschaften in der Kasse wehtut. Verschärft wird das noch durch die Ansetzungen, da Spiele der U-Teams aus „Sicherheitsgründen“ oft parallel zu den Profis stattfinden, wie am Samstag, als nur ein paar Handvoll Bochumer nach Köln reisten.

Dazu kommt der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung, wenn Profispiele in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln – und mit der alten Bezeichnung „Amateure“ für U23-Mannschaften hat die Realität in den Nachwuchsleistungszentren sowieso nicht mehr viel zu tun. Ob bei Schalkes Jakob Fimpel, Dortmunds Mike Tullberg oder Bochums Heiko Butscher: Hier arbeiten Bundesliga-erfahrene Profi-Trainer mit Profi-Spielern unter Profi-Bedingungen. 

Die einfachste Lösung wäre die, die Jürgen Klopp unlängst vorgeschlagen hat, für die auch viele Fans und einige Funktionäre Sympathien haben: Der DFB gründet eine eigene U21- oder U23-Liga, die Zweitvertretungen wären raus aus der Regional- und Oberliga. Es gibt aber noch eine andere Seite. 

Gegenargument: Amateurvereine profitieren von 2. Mannschaften der Profis in der Regionalliga
Gegen den Vorschlag gibt es Widerspruch, vor allem aus der Ausbildungsperspektive. Knappenschmiede-Chef Raffael Tonello beispielsweise meint: „Man darf nicht vergessen, dass die Regionalliga West für viele junge Spieler der erste Schritt in den Männerfußball ist. Sie treffen hier auf erfahrene Teams, auf Gegner, die körperlich voll da sind – das ist ein unverzichtbarer Teil ihrer Ausbildung.“ - „Solche Spiele hast du in der Jugend nicht“, sagte auch Heiko Butscher schon zu Oberliga-Zeiten.

Schalkes erfahrener Ex-U23-Kapitän Tim Albutat meint: „Uns haben Spiele wie gegen RW Oberhausen, Wuppertal, MSV Duisburg oder auch gegen den 1. FC Bocholt eine Menge gebracht. Da kommen viele tausend Zuschauer, man kann sich in solchen Duellen weiterentwickeln.“ Für die Profivereine ist die Teilnahme ihrer Talente am regulären Spielbetrieb also ein Gewinn. 

Es gibt dazu auch das Argument: Die Profivereine zahlen über gemäß des Grundlagenvertrags von DFL und DFB auch Gelder an den Amateurfußball bzw. die Landesverbände. Und gleichzeitig landet der Großteil der U23-Spieler nie in den Profi-Teams, sondern oft bei anderen Regionalligisten und abgestürzten Traditionsvereinen, wie Paderborns U21-Trainer Thomas Bertels zu bedenken gibt. Grundsätzlich habe er aber sogar Verständnis für die Kritik. Auch aus Bochum und Schalke kommen grundsätzlich verständnisvolle Töne für „die Kleinen“. 

Verständnis für kleinere Vereine in der Regionalliga wächst
Was aber sagen, abseits der Fans, die Verantwortlichen der Amateurvereine? Am Montagabend ist die SSVg Velbert zu Gast bei der VfL-U21 im Bochumer Ruhrstadion (Anstoß 20 Uhr). Deren sportlicher Leiter Michael Kirschner: „Was die Zahl der Zweitmannschaften für uns bedeutet, kann man wahrscheinlich erst nach der Saison realistisch bewerten, wenn man auch belastbare Zahlen hat. Zu viele solcher Mannschaften sind wirtschaftlich schwer zu tragen, denn die bringen in der Regel nicht viele Zuschauer mit. Aber man muss mal abwarten, ob die U23 von Borussia Dortmund als Drittliga-Absteiger vielleicht doch attraktiv für die Zuschauer ist.“

Zum ersten Dortmunder Heimspiel gegen Siegen kamen mehr als 3000 Fans in die Rote Erde, zum ersten der Bochumer immerhin mehr als tausend ins Ruhrstadion. Die Bochumer Talente waren auch von der Kulisse so erschlagen, dass sie gegen Bonn wie gelähmt wirkten, 1:4 verloren. Butschers Befürchtung, das Ruhrstadion könne ein Extra-Anreiz für Gastmannschaften sein, wurde wahr. Und die Bonner Fans, die vorher noch protestiert hatten, durften feiern. Das Thema wird viel und heiß diskutiert, vielleicht manchmal auch zu viel und zu heiß. Und so oder so: Lösungen wird es allzu schnell wohl nicht geben. 

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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