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Heiko Butscher über U21-Aufstieg – „Unbeschreiblicher Moment“
#1
Ein sensationeller Erfolg im ersten Jahr nach der Neugründung. Die U21 des VfL Bochum 1848 steigt als Vizemeister der Oberliga Westfalen in die Regionalliga West auf. U21-Cheftrainer Heiko Butscher spricht im Interview über die Bedeutung des Erfolgs, eine besondere Gartenparty bei Keeper Hugo Rölleke und blickt auf eine herausfordernde neue Saison. 
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Heiko, inzwischen steht bereits länger fest, dass unsere U21 den Aufstieg in die Regionalliga West geschafft hat und wir uns damit für eine starke Saison belohnen. Mit etwas Abstand: Was geht in dir vor, wenn du an den Moment denkst, an dem klar war, dass der Aufstieg fix ist?
„Wir saßen alle gemeinsam – mit unserem Trainerteam und der Mannschaft – bei unserem Torwart Hugo Rölleke im Garten. Hugo hatte einen Tag zuvor Geburtstag und die komplette Mannschaft eingeladen. Den Abend haben wir kurzerhand um einen Tag auf Mittwochabend verlegt, weil wir wussten, dass bei der Partie der Sportfreunde Siegen gegen den SV Westfalia Rhynern eine Entscheidung fallen könnte. Wir haben dieses Spiel live auf dem Fernseher verfolgt. Als dann wirklich klar war, dass wir auf dem Sofa aufgestiegen sind – das war ein unbeschreiblicher Moment. Es war wirklich schwer in Worte zu fassen. Wir waren durchaus verwundert, dass wir fünf Spieltage vor Schluss schon den Aufstieg klar machen konnten, weil es ohnehin eine sehr, sehr emotionale Saison war. Die Emotionen waren da, wir haben uns riesig gefreut.“  
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Wie ordnest du diesen Erfolg für dich persönlich ein und was bedeutet er für den VfL?
„Es ist einfach eine unglaubliche gute Bestätigung, dass wir als Team – auch im Trainerteam – richtig, richtig gut gearbeitet haben. Wir haben ein klares Ziel vorgegeben bekommen. Wir sind aber auch anders gestartet, das müssen wir ehrlich sagen. Wir sollten die zweite Mannschaft nach der Einführung erst einmal stabilisieren. Ein bis drei Jahre haben wir uns gegeben, um uns erst einmal zurechtzufinden. Wir wussten auch lange nicht, ob wir in der Westfalenliga oder in der Oberliga Westfalen an den Start gehen können. Bei der Kaderzusammenstellung haben wir bewusst darauf Wert gelegt, neben Talenten aus der eigenen U19 externe Spieler zu verpflichten, die eine VfL-Vergangenheit nachweisen können. Es war nicht davon auszugehen, dass wir uns so schnell zurechtfinden würden und direkt im ersten Jahr aufsteigen. Das ist eine Bestätigung für ganz, ganz viele Monate harte Arbeit, dass wir die Oberliga richtig eingeschätzt und unsere Spieler weitergebracht haben. Wir haben sehr schnell adaptiert und wir sind gut zurechtgekommen. Das macht mich unheimlich stolz.“ 
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Gab es für dich in dieser langen Saison einen Moment, vielleicht ein bestimmtes Spiel, das für dich besonders herausgestochen hat?
„Es waren wahnsinnig viele besondere Momente dabei. Wenn ich chronologisch beginne, verlief der erste Trainingstag bereits emotional. Denn diese Mannschaft gab es vorher nicht. Ich kannte einige Spieler von früher, dennoch war alles neu. Wir haben auch keine sonderlich gute Vorbereitung gespielt. Es war zu spüren, dass wir ein bunt zusammengewürfelter Haufen sind. Wir haben es aber sehr, sehr schnell geschafft, als Mannschaft zusammenzuwachsen. Unser erstes Ligaspiel, das wir beim TuS Ennepetal mit 1:2 verloren haben, war auch ein „Aha-Effekt“. Doch wir haben uns eingeschworen und konnten daraufhin direkt eine gute Reaktion zeigen. Das hat die Mannschaft über die Saison hinweg sowieso sensationell gemacht – trotz Rückschlägen haben wir immer wieder die richtige Antwort gefunden. Ein weiterer einschneidender Moment war sicherlich unser Heimspiel gegen den SC Preußen Münster. Nach 25 Minuten lagen wir 0:3 hinten, in der 93. Minute haben wir den Siegtreffer zum 4:3 erzielt. Solche Erlebnisse schweißen eine Mannschaft zusammen. Als im Laufe der Saison klar wurde, dass wir aufsteigen „müssen“, war noch mehr Druck auf dem Kessel. Das hat uns zusätzlich befeuert. Sowohl als Spieler als auch Trainer habe ich viele Extremsituationen erlebt. In der Bundesliga ging es fast immer nur gegen den Abstieg, ich bin aber auch dreimal aufgestiegen. Diese Erfahrung hat sicherlich geholfen, um Ruhe zu bewahren und Vertrauen auszustrahlen. So konnte ich den Jungs einen Anker geben.“ 
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Zwei spektakuläre Spiele gab es in dieser Saison im Vonovia Ruhrstadion. Vor 6.000 Zuschauern haben wir die SG Wattenscheid 09 (3:0) besiegt, vor 2.672 Zuschauern gegen Rot-Weiss Ahlen (4:0) gewonnen. Wie hat die Mannschaft diese beiden Highlights erlebt?
„Das waren riesige Spiele. Wir haben uns im Stile eines „Matchdays“ genauso darauf vorbereitet wie die Profis auch. Morgens gab es eine kurze Einheit, dann haben wir nochmal zusammengesessen und uns gemeinsam vorbereitet. Diese Erfahrung hat einfach auch diese Aufgeregtheit gezeigt, die im Vorfeld herrscht. Diese Vorfreude muss man dann in positive Energie umwandeln. Die Fans geben einem auch eine besondere Rückmeldung, wenn man ein gutes Spiel macht. Du brauchst diese Atmosphäre in der Kabine nach einem gewonnenen Spiel. Das geht auch relativ schnell wieder vorbei. All das haben wir den Jungs aufgezeigt. Wer später einmal im Profibereich unterwegs sein wird, wird das hautnah erleben. Das war ein kleiner Vorgeschmack, wie es hier einmal sein kann. Selbst Dennis Grote, der in seiner Fußballkarriere gefühlt alles erlebt hat, hat gesagt, dass das nochmal absolute Highlights waren, in diesem Stadion zu spielen und zu gewinnen. Die Unterstützung unserer Fans ist einfach Wahnsinn, sie ist einzigartig beim VfL.“
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Wie hast du die Mannschaft kurz nach dem feststehenden Aufstieg erlebt – fiel es den Jungs danach schwer, sich auf die verbleibenden Ligaspiele zu fokussieren?
„Das war in der Tat nicht einfach, weil unsere erste Mannschaft parallel noch gegen den Abstieg gekämpft hat bzw. die Chance hatte, den Klassenerhalt zu schaffen. Das hat uns schon sehr mitgenommen und berührt. Es ist auch völlig normal, dass die Aufmerksamkeit vor allem darauf gerichtet war. An der ersten Mannschaft hängt eben am meisten. Deshalb war es etwas skurril, das Stadtderby in Wattenscheid zu spielen. Wir haben es als sehr wichtiges Spiel ausgemacht, aber man hat gemerkt, dass die Umstände nicht normal waren. Es hat uns natürlich betrübt, dass die Profis abgestiegen sind. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass es eine Wahnsinnsleistung ist, die wir mit unserer zweiten Mannschaft erbracht haben. Es fiel uns im ersten Moment etwas schwerer, aber das soll die Leistung nicht schmälern. Dass die Spannung dann erst einmal nachlässt, ist ein Stück weit normal. Wenn du immer am Limit arbeitest und dich pushst, fällt nach dem Erfolg etwas ab. Doch so wie du aus der Saison rausgehst, gehst du auch wieder in die Saison rein. Das habe ich auch der Mannschaft gesagt.“
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Nach der Saison ist vor der Saison. Wie sieht der Sommerfahrplan nach dem letzten Meisterschaftsspiel bei den Sportfreunde Siegen (Samstag, 31.05, Anstoß: 15:30 Uhr) aus?
„Das ist durchaus nicht einfach. Wir haben zwei Wochen zum Regenerieren, bevor die Vorbereitung wieder beginnt. Sechs Wochen haben wir zur Vorbereitung, ehe die Saison am 26./27.07.2025 startet. Deshalb haben wir in den letzten Tagen schon darauf geachtet, dass die Mannschaft den ein oder anderen Tag mehr frei bekommt, ohne komplett runterzufahren. Denn zwei freie Wochen sind extrem wenig. Speziell für die Jungs, die aus der U19 kommen und im Jugendbereich 20 Spiele im Jahr hatten, sind 35 Spiele in einer Saison eine große Umstellung. Das mussten wir mit unserem kleinen Kader auch erst einmal auffangen. Es wird wichtig sein, dass die Jungs nach dem letzten Spiel etwas vom Fußball abschalten können. Denn die Vorbereitung wird knackig und intensiv. Die Regionalliga ist schon nochmal eine andere Hausnummer.“ 
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Lass uns kurz vorausblicken auf die neue Saison. Wie groß ist die Vorfreude auf die Regionalliga West, in der wir auf Teams wie Rot-Weiss Oberhausen, den Wuppertaler SV und den SC Fortuna Köln treffen werden?
„Das Leistungsniveau wird nochmals höher werden. Viele 50/50-Situationen, die wir bislang in Spielphasen hatten, werden in der Regionalliga anders ausfallen. Wir werden uns nicht mehr so viele Ballverluste erlauben können. Es gibt Mannschaften, die das dort gnadenlos ausnutzen werden. Wir werden möglicherweise auch Phasen haben, in denen wir zwei oder drei Spiele in Serie verlieren werden. Da gilt es, ruhig zu bleiben und unseren Prinzipien treu zu bleiben. Speziell für unsere Nachwuchsspieler sind die Spiele in der Regionalliga perfekt. Sie müssen sich da verausgaben und an ihre Grenzen kommen. Das werden sie auch.“
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Nach dem Aufstieg wird es sicherlich wichtig sein, dass das Gerüst der Mannschaft zusammenbleibt. Wie blickst du auf den Kader, bleibt uns der Großteil erhalten?
„Wir werden den Kader punktuell verstärken. Natürlich legen wir großen Wert auf unsere Talente, die wir aus der U19 einbinden werden. Der ein oder andere externe Spieler kommt hinzu, darauf liegt aber nicht das Hauptaugenmerk. Es ist schon etwas diffiziler. Bei der Kaderzusammenstellung achten wir darauf, dass wir bestimmte Positionen für unsere eigenen Talente nicht zubauen. Wir wollen unseren jungen Spielern, vor allem unseren Top-Talenten, die Möglichkeit geben, genügend Spielpraxis zu sammeln. Dennoch ist es auch wichtig, den Kader mit Erfahrung zu verstärken. Wir werden sicherlich einen spannenden Kader zusammenstellen. Natürlich legen wir den Fokus darauf, dass wir so viele Spieler wie möglich nah an den Profi-Kader heranführen können. Im besten Fall wollen wir für jede Position eine Alternative schaffen.“
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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