05-27-2025, 04:40 PM
Das Team „WIR für den VfL“ kandidiert für das Präsidium des VfL Bochum. Im Interview erklären Mirja Dorny und Karl-Heinz Bauer die Ideen des Teams.
Seit gut einer Woche steht fest, dass es beim VfL Bochum erst zum zweiten Mal in der Geschichte ein echtes Duell zweier Teams um das Präsidium geben wird. Nachdem sich „Team Zukunft“ um Andreas Luthe und Hans-Peter Villis bereits positioniert hat, äußert das Team „WIR für den VfL“ nun erstmals in Persona von Mirja Dorny und Karl-Heinz Bauer die Ideen für den Verein im Interview.
Herr Bauer, Frau Dorny, Sie treten zusammen mit Uwe Tigges, Martin Volpers und Thomas Ernst als Team bei der Präsidiumswahl an. Warum?
Karl-Heinz Bauer: Die Findungskommission ist auf uns zugekommen, weil sie Kompetenzen gesucht hat, die es für den Verein braucht. Ich wurde auch vom Team Villis angesprochen, was mir gezeigt hat, dass meine Erfahrung und mein Input wertgeschätzt werden. Im jetzigen Team fühle ich mich an der richtigen Stelle. Wir mussten uns zunächst finden, uns erst kennenlernen. Das ist mittlerweile geschehen. Wir stellen unser Angebot an die Mitglieder unter das Motto: „WIR für den VfL. Mit Kompetenz, Leidenschaft und Verantwortungsbewusstsein.“ Unser Ziel als Präsidium ist es, den Rahmen für erstklassige Arbeit und nachhaltigen sportlichen Erfolg zu definieren.
Mirja Dorny: Das „WIR“ steht für den Teamgedanken – und den gesamten VfL Bochum. Wir müssen den VfL wieder mehr als ein „WIR“ sehen – daher schreiben wir das auch in Versalien. Dabei sollte nicht vergessen werden: Auch wenn die Profimannschaft die Lokomotive ist, der VfL Bochum ist mehr als der Lizenzkader. Natürlich schmerzt der Abstieg, doch auf der Geschäftsstelle wird gute Arbeit geleistet. Und die guten Dinge sollten nicht unter den Tisch fallen, es geht vielmehr darum, an den richtigen Stellschrauben zu drehen.
Was wären konkrete Themen, die sich verbessern müssen?
Dorny: Ich habe aktuell nur den Blick von außen: Wie die Fans diesen Abstieg in ein positives Gefühl aufgrund ihres Auftretens gewandelt haben, war großartig. Das macht diesen Verein sympathisch. Darauf wollen wir aufbauen und diesen „Wir“-Gedanken weiterentwickeln.
Bauer über den VfL Bochum: „Nicht alles auf den Kopf stellen“
Bauer: Es gibt viele Dinge, die uns zum Schluss bringen, dass wir nicht alles auf den Kopf stellen sollten. Trotz des Abstiegs ist der VfL Bochum wirtschaftlich gut aufgestellt. Wir haben die Lizenz für beide Ligen ohne Auflagen bekommen. Nach der Relegation 2024 wurden jedoch zu viele personelle Fehlentscheidungen getroffen. Darunter fiel in meinen Augen auch die Wahl des damaligen Trainers. Die sportliche Führung schien überfordert zu sein – man hätte anders mit ihnen umgehen, sie mehr unterstützen und wahrscheinlich auch führen sollen. Geschäftsführer Ilja Kaenzig indes wurde überfrachtet mit Aufgaben. Das hätte das Präsidium anders regeln müssen. Aber sie haben daraus gelernt. Nach der Abwahl des vorherigen Vorstandsvorsitzenden (Hans-Peter Villis, die Redaktion) wurden Dieter Hecking und Dirk Dufner verpflichtet, da haben Uwe Tigges und sein Team gute Entscheidungen getroffen.
Dorny: Fehler wurden auch im Nachwuchsbereich gemacht. So ein Fall wie der drohende Abgang von Tim Oermann darf sich nicht wiederholen. Das muss sich zwingend ändern. Wir müssen es schaffen, unsere Talente langfristig an uns zu binden. Auf der anderen Seite ist der Blick auf den VfL außerhalb der Region ein anderer: Ich wohne in Hanau bei Frankfurt, bin beruflich dort gebunden. Ich bin in der letzten Saison mit Freunden von dort im Ruhrstadion gewesen und sie waren von dem Verein, dem Stadion, der Atmosphäre und auch der Stadt total begeistert – das hat mich sehr gefreut. Diese Dinge müssen wir viel mehr in den Fokus stellen, das macht den VfL Bochum besonders.
Das „Team Zukunft“ will sich als Sparringspartner auf Augenhöhe mit der Geschäftsführung verstanden wissen. Wie ist Ihr Ansatz?
Bauer: Die Aufgabe eines Präsidiums sollte es sein, die Geschäftsführung zu unterstützen, zu beraten und zu kontrollieren. Im Sinne einer modernen und progressiven Führung. Das geht grundsätzlich besser, wenn man Erfahrung und ein paar Dinge in diesem Geschäft erlebt hat. Dabei steht für uns klar fest: Wir werden uns nicht in das Tagesgeschäft einmischen. Auf der anderen Seite wollen und werden wir unser Netzwerk zur Verfügung stellen. Zudem gehört es zu unseren wichtigsten Aufgaben, die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins vorzugeben.
Dorny: Ich bin selbst Geschäftsführerin der Baugesellschaft Hanau und weiß, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen und mit einem Aufsichtsrat zusammenzuarbeiten. Es geht um den gemeinsamen Weg, um die gleiche Richtung und einen abgestimmten strategischen Rahmen. Wir sind von dem Führungstrio Kaenzig, Duffner und Hecking überzeugt, wir werden ihnen den Rücken stärken und dafür sorgen, dass wir wieder gemeinsam erfolgreich sind.
Bauer: Wir werden definitiv dafür sorgen, dass wir wieder als unbeugsam gelten und zusammenstehen.
Wofür stehen Sie als Team?
Bauer: Wir orientieren uns an dem Leitbild des VfL Bochum von 2007. Daran hat uns Thomas Ernst in den ersten Gesprächen erinnert. Jeder trägt den VfL im Herzen. Es muss wieder klarer deutlich werden, wofür der VfL steht, was ihn ausmacht.
Dorny: Nahbar, auf Augenhöhe, wir sind ein Verein für alle, wir bringen Leidenschaft mit, sind transparent – diese Kernbotschaften wollen wir als Team leben.
Herr Bauer, vor drei Jahren sind Sie bereits mit einem eigenen Team angetreten. Ist Ihr Gefühl dieses Mal ein anderes?
Bauer: Ich fühle mich sehr wohl in diesem Team. Wir teilen uns die Aufgaben auf, niemand trägt die gesamte Verantwortung. In der Rückschau stelle ich fest, dass einige meiner damaligen Kritikpunkte weiterhin gelten. Andere Dinge aber wurden umgesetzt. Die U21 beispielsweise wurde viel schneller eingeführt, als ich das gedacht habe. Auch wird vielmehr Augenmerk auf den Frauenfußball gelegt. Das muss fortgeführt werden. Das schafft man durch modernes Management und Erfahrung. Das wollen wir den Mitgliedern vermitteln, deshalb gehen wir auf die Fans zu.
Was befähigt Sie als Team und als einzelne Mitglieder, einen Profiverein zu führen?
Dorny: Noch einmal: Unser Ziel ist es, den Rahmen für erstklassige Arbeit und nachhaltigen sportlichen Erfolg zu definieren. Darüber hinaus habe ich bei meinen beruflichen Stationen immer verantwortungsvoll gewirtschaftet, es ging stets um gesundes Wachstum. Diese Themen sind beim VfL Bochum essenziell. Dazu kommt bei uns allen Erfahrungen im Profi-Fußball. Ich habe selbst in der Frauen-Bundesliga gespielt. Mein Traum war es immer, für den VfL Bochum zu spielen, ich war Fan, hatte eine Dauerkarte. Kurz vor der Frauen-WM 2011 hatte ich das Glück, dass ich die Kooperation zwischen der Frauen-Abteilung des TuS Harpen und dem VfL Bochum anschieben konnte. Ich will nun daran mitwirken, dass der VfL Bochum auch bei den Frauen in der Bundesliga spielen kann.
VfL Bochum: „Mitarbeitern muss man die Wertschätzung geben“
Fans und Mitglieder kritisieren, dass Großsponsoren und weiterhin ein Investor fehlen. Themen, die Sie angehen?
Bauer: Wir wollen mit unserem Netzwerk helfen. Vonovia ist ein guter und wichtiger Sponsor und wird es auch bleiben. Der Verein kann aber mehr Partner für sich gewinnen, wenn er seine Kräfte bündelt, wenn alle an einem Strang ziehen. Das wird eine unserer Aufgaben sein, die vielen guten Mitarbeiter dabei zu unterstützen. Aber eines ist mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig: Sollte es trotz der sportlichen Ambition nicht funktionieren, direkt wieder aufzusteigen, stehen wir nicht am Abgrund. Ein zweites Jahr in der 2. Bundesliga ist finanziell darstellbar. So gut hat unsere Geschäftsführung gearbeitet. Die sportliche Führung kann sich darauf konzentrieren, eine Mannschaft zusammenzustellen, die erfolgreich und so Fußball spielt, wie wir uns das in Bochum wünschen.
Dorny: Es gibt allein etwa zehn Mitarbeitende, die sich um das Sponsoring kümmern. Für uns geht es darum, das Netzwerk auszubauen, es zu stärken und nutzbar zu machen. Wir glauben, dass in der Geschäftsstelle enormes Potenzial steckt, das gestärkt werden muss.
Bauer: Den Mitarbeitern muss man die Wertschätzung geben. Daran hat es zuletzt ein bisschen gefehlt. Wenn man allerdings Fehlentwicklungen sieht, darf man sich nicht wegducken, sondern dann muss man da sein. Das ist unser Ansatz, dafür stehen wir.
Ein Kritikpunkt an beiden Teams ist, dass Leute dabei sind, die die jüngste Entwicklung zu verantworten haben. Warum funktioniert es mit Ihrem Team nun besser?
Bauer: Ich habe sehr ausführlich mit Uwe Tigges und Martin Volpers gesprochen, gerade Uwe Tigges kenne ich schon sehr lange. Er steht für Nahbarkeit und wie kaum ein Top-Manager in Deutschland für die professionelle Weiterentwicklung von Führungspersonal. Er hat zusammen mit dem Team viele Weichen richtig gestellt, wichtig war beispielsweise die Vertragsverlängerung mit unserem Geschäftsführer Ilja Kaenzig. In der deutschen Wirtschaft gibt es nur sehr wenige, die ähnlich viel Erfahrung und Verantwortung übernommen haben als Uwe Tigges. Warum es im bisherigen Präsidium in der Endphase nicht mehr funktioniert hat, konnte er mir gut erklären.
Erklären Sie es uns.
Bauer: Es kam zu einer Abwahl des Vorstandsvorsitzenden, weil seine Ideen nicht mehr mehrheitsfähig waren. Das ist ein normaler demokratischer Vorgang. Jetzt kommt es zur nächsten Abstimmung. Die Mitglieder haben die Wahl – und das tut unserem Verein gut. Uwe Tigges hat nie schlecht über Hans-Peter Villis geredet, das spricht sehr für ihn. Auch in diesem Zusammenhang hat er Verantwortung übernommen.
Dorny: Es ist wichtig, in diesem Gremium Kontinuität zu haben. Es geht um verlässliche Absprachen, Transparenz, dass wir ein Team sind und keine One-Man-Show. Wir denken in die gleiche Richtung. Zudem bringen wir drei neuen Leute frischen Wind rein.
Das behauptet das „Team Zukunft“ auch und schickt Andreas Luthe ins Rennen.
Bauer: Ich mag Andreas Luthe. Er ist ein junger Mann, der Pläne und Träume hat. Aber Profi-Erfahrung allein reicht in meinen Augen nicht. Es ist immer gut, wenn man den Profifußball aus unterschiedlichen Perspektiven kennengelernt hat. Thomas Ernst beispielsweise war nach seiner Spieler-Laufbahn Teammanager, Sportvorstand sowie Spielerberater und ist seit einigen Jahren erfolgreich als Vermögensberater tätig. Darüber hinaus hat er seinen Sohn auf seinem Weg zum Profi begleitet. Tjark wurde beim VfL Bochum ausgebildet, ist Stammtorwart bei Hertha BSC Berlin und nimmt in diesem Sommer an der U21-EM teil.
Wollen Sie das Präsidium und den Aufsichtsrat deckungsgleich besetzen?
Dorny: Sollten wir die Wahl gewinnen, werden die fünf Mitglieder plus der Fanvertreter und der Vorsitzende des Wirtschaftsrates in beiden Gremien mitarbeiten. In Bezug auf die beiden Vorsitze geht die Tendenz dahin, dies zu trennen. Beide Gremien werden nicht in Personalunion geführt.
Bauer: Das war schon immer der Wunsch von Uwe Tigges. Wir lassen uns die Option offen, noch Personen zu kooptieren. Vorstandsvorsitzender oder Aufsichtsratsvorsitzender werden aber definitiv Personen, die von den Mitgliedern gewählt werden.
Wer soll Vorstandsvorsitzender werden?
Bauer: Wir haben darüber schon konkret gesprochen, aber es ist noch nicht final entschieden. Wichtig ist, dass wir als Team für das WIR stehen, wir als Gruppe, wir für unseren Verein.
Quelle: WAZ.de
Seit gut einer Woche steht fest, dass es beim VfL Bochum erst zum zweiten Mal in der Geschichte ein echtes Duell zweier Teams um das Präsidium geben wird. Nachdem sich „Team Zukunft“ um Andreas Luthe und Hans-Peter Villis bereits positioniert hat, äußert das Team „WIR für den VfL“ nun erstmals in Persona von Mirja Dorny und Karl-Heinz Bauer die Ideen für den Verein im Interview.
Herr Bauer, Frau Dorny, Sie treten zusammen mit Uwe Tigges, Martin Volpers und Thomas Ernst als Team bei der Präsidiumswahl an. Warum?
Karl-Heinz Bauer: Die Findungskommission ist auf uns zugekommen, weil sie Kompetenzen gesucht hat, die es für den Verein braucht. Ich wurde auch vom Team Villis angesprochen, was mir gezeigt hat, dass meine Erfahrung und mein Input wertgeschätzt werden. Im jetzigen Team fühle ich mich an der richtigen Stelle. Wir mussten uns zunächst finden, uns erst kennenlernen. Das ist mittlerweile geschehen. Wir stellen unser Angebot an die Mitglieder unter das Motto: „WIR für den VfL. Mit Kompetenz, Leidenschaft und Verantwortungsbewusstsein.“ Unser Ziel als Präsidium ist es, den Rahmen für erstklassige Arbeit und nachhaltigen sportlichen Erfolg zu definieren.
Mirja Dorny: Das „WIR“ steht für den Teamgedanken – und den gesamten VfL Bochum. Wir müssen den VfL wieder mehr als ein „WIR“ sehen – daher schreiben wir das auch in Versalien. Dabei sollte nicht vergessen werden: Auch wenn die Profimannschaft die Lokomotive ist, der VfL Bochum ist mehr als der Lizenzkader. Natürlich schmerzt der Abstieg, doch auf der Geschäftsstelle wird gute Arbeit geleistet. Und die guten Dinge sollten nicht unter den Tisch fallen, es geht vielmehr darum, an den richtigen Stellschrauben zu drehen.
Was wären konkrete Themen, die sich verbessern müssen?
Dorny: Ich habe aktuell nur den Blick von außen: Wie die Fans diesen Abstieg in ein positives Gefühl aufgrund ihres Auftretens gewandelt haben, war großartig. Das macht diesen Verein sympathisch. Darauf wollen wir aufbauen und diesen „Wir“-Gedanken weiterentwickeln.
Bauer über den VfL Bochum: „Nicht alles auf den Kopf stellen“
Bauer: Es gibt viele Dinge, die uns zum Schluss bringen, dass wir nicht alles auf den Kopf stellen sollten. Trotz des Abstiegs ist der VfL Bochum wirtschaftlich gut aufgestellt. Wir haben die Lizenz für beide Ligen ohne Auflagen bekommen. Nach der Relegation 2024 wurden jedoch zu viele personelle Fehlentscheidungen getroffen. Darunter fiel in meinen Augen auch die Wahl des damaligen Trainers. Die sportliche Führung schien überfordert zu sein – man hätte anders mit ihnen umgehen, sie mehr unterstützen und wahrscheinlich auch führen sollen. Geschäftsführer Ilja Kaenzig indes wurde überfrachtet mit Aufgaben. Das hätte das Präsidium anders regeln müssen. Aber sie haben daraus gelernt. Nach der Abwahl des vorherigen Vorstandsvorsitzenden (Hans-Peter Villis, die Redaktion) wurden Dieter Hecking und Dirk Dufner verpflichtet, da haben Uwe Tigges und sein Team gute Entscheidungen getroffen.
Dorny: Fehler wurden auch im Nachwuchsbereich gemacht. So ein Fall wie der drohende Abgang von Tim Oermann darf sich nicht wiederholen. Das muss sich zwingend ändern. Wir müssen es schaffen, unsere Talente langfristig an uns zu binden. Auf der anderen Seite ist der Blick auf den VfL außerhalb der Region ein anderer: Ich wohne in Hanau bei Frankfurt, bin beruflich dort gebunden. Ich bin in der letzten Saison mit Freunden von dort im Ruhrstadion gewesen und sie waren von dem Verein, dem Stadion, der Atmosphäre und auch der Stadt total begeistert – das hat mich sehr gefreut. Diese Dinge müssen wir viel mehr in den Fokus stellen, das macht den VfL Bochum besonders.
Das „Team Zukunft“ will sich als Sparringspartner auf Augenhöhe mit der Geschäftsführung verstanden wissen. Wie ist Ihr Ansatz?
Bauer: Die Aufgabe eines Präsidiums sollte es sein, die Geschäftsführung zu unterstützen, zu beraten und zu kontrollieren. Im Sinne einer modernen und progressiven Führung. Das geht grundsätzlich besser, wenn man Erfahrung und ein paar Dinge in diesem Geschäft erlebt hat. Dabei steht für uns klar fest: Wir werden uns nicht in das Tagesgeschäft einmischen. Auf der anderen Seite wollen und werden wir unser Netzwerk zur Verfügung stellen. Zudem gehört es zu unseren wichtigsten Aufgaben, die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins vorzugeben.
Dorny: Ich bin selbst Geschäftsführerin der Baugesellschaft Hanau und weiß, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen und mit einem Aufsichtsrat zusammenzuarbeiten. Es geht um den gemeinsamen Weg, um die gleiche Richtung und einen abgestimmten strategischen Rahmen. Wir sind von dem Führungstrio Kaenzig, Duffner und Hecking überzeugt, wir werden ihnen den Rücken stärken und dafür sorgen, dass wir wieder gemeinsam erfolgreich sind.
Bauer: Wir werden definitiv dafür sorgen, dass wir wieder als unbeugsam gelten und zusammenstehen.
Wofür stehen Sie als Team?
Bauer: Wir orientieren uns an dem Leitbild des VfL Bochum von 2007. Daran hat uns Thomas Ernst in den ersten Gesprächen erinnert. Jeder trägt den VfL im Herzen. Es muss wieder klarer deutlich werden, wofür der VfL steht, was ihn ausmacht.
Dorny: Nahbar, auf Augenhöhe, wir sind ein Verein für alle, wir bringen Leidenschaft mit, sind transparent – diese Kernbotschaften wollen wir als Team leben.
Herr Bauer, vor drei Jahren sind Sie bereits mit einem eigenen Team angetreten. Ist Ihr Gefühl dieses Mal ein anderes?
Bauer: Ich fühle mich sehr wohl in diesem Team. Wir teilen uns die Aufgaben auf, niemand trägt die gesamte Verantwortung. In der Rückschau stelle ich fest, dass einige meiner damaligen Kritikpunkte weiterhin gelten. Andere Dinge aber wurden umgesetzt. Die U21 beispielsweise wurde viel schneller eingeführt, als ich das gedacht habe. Auch wird vielmehr Augenmerk auf den Frauenfußball gelegt. Das muss fortgeführt werden. Das schafft man durch modernes Management und Erfahrung. Das wollen wir den Mitgliedern vermitteln, deshalb gehen wir auf die Fans zu.
Was befähigt Sie als Team und als einzelne Mitglieder, einen Profiverein zu führen?
Dorny: Noch einmal: Unser Ziel ist es, den Rahmen für erstklassige Arbeit und nachhaltigen sportlichen Erfolg zu definieren. Darüber hinaus habe ich bei meinen beruflichen Stationen immer verantwortungsvoll gewirtschaftet, es ging stets um gesundes Wachstum. Diese Themen sind beim VfL Bochum essenziell. Dazu kommt bei uns allen Erfahrungen im Profi-Fußball. Ich habe selbst in der Frauen-Bundesliga gespielt. Mein Traum war es immer, für den VfL Bochum zu spielen, ich war Fan, hatte eine Dauerkarte. Kurz vor der Frauen-WM 2011 hatte ich das Glück, dass ich die Kooperation zwischen der Frauen-Abteilung des TuS Harpen und dem VfL Bochum anschieben konnte. Ich will nun daran mitwirken, dass der VfL Bochum auch bei den Frauen in der Bundesliga spielen kann.
VfL Bochum: „Mitarbeitern muss man die Wertschätzung geben“
Fans und Mitglieder kritisieren, dass Großsponsoren und weiterhin ein Investor fehlen. Themen, die Sie angehen?
Bauer: Wir wollen mit unserem Netzwerk helfen. Vonovia ist ein guter und wichtiger Sponsor und wird es auch bleiben. Der Verein kann aber mehr Partner für sich gewinnen, wenn er seine Kräfte bündelt, wenn alle an einem Strang ziehen. Das wird eine unserer Aufgaben sein, die vielen guten Mitarbeiter dabei zu unterstützen. Aber eines ist mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig: Sollte es trotz der sportlichen Ambition nicht funktionieren, direkt wieder aufzusteigen, stehen wir nicht am Abgrund. Ein zweites Jahr in der 2. Bundesliga ist finanziell darstellbar. So gut hat unsere Geschäftsführung gearbeitet. Die sportliche Führung kann sich darauf konzentrieren, eine Mannschaft zusammenzustellen, die erfolgreich und so Fußball spielt, wie wir uns das in Bochum wünschen.
Dorny: Es gibt allein etwa zehn Mitarbeitende, die sich um das Sponsoring kümmern. Für uns geht es darum, das Netzwerk auszubauen, es zu stärken und nutzbar zu machen. Wir glauben, dass in der Geschäftsstelle enormes Potenzial steckt, das gestärkt werden muss.
Bauer: Den Mitarbeitern muss man die Wertschätzung geben. Daran hat es zuletzt ein bisschen gefehlt. Wenn man allerdings Fehlentwicklungen sieht, darf man sich nicht wegducken, sondern dann muss man da sein. Das ist unser Ansatz, dafür stehen wir.
Ein Kritikpunkt an beiden Teams ist, dass Leute dabei sind, die die jüngste Entwicklung zu verantworten haben. Warum funktioniert es mit Ihrem Team nun besser?
Bauer: Ich habe sehr ausführlich mit Uwe Tigges und Martin Volpers gesprochen, gerade Uwe Tigges kenne ich schon sehr lange. Er steht für Nahbarkeit und wie kaum ein Top-Manager in Deutschland für die professionelle Weiterentwicklung von Führungspersonal. Er hat zusammen mit dem Team viele Weichen richtig gestellt, wichtig war beispielsweise die Vertragsverlängerung mit unserem Geschäftsführer Ilja Kaenzig. In der deutschen Wirtschaft gibt es nur sehr wenige, die ähnlich viel Erfahrung und Verantwortung übernommen haben als Uwe Tigges. Warum es im bisherigen Präsidium in der Endphase nicht mehr funktioniert hat, konnte er mir gut erklären.
Erklären Sie es uns.
Bauer: Es kam zu einer Abwahl des Vorstandsvorsitzenden, weil seine Ideen nicht mehr mehrheitsfähig waren. Das ist ein normaler demokratischer Vorgang. Jetzt kommt es zur nächsten Abstimmung. Die Mitglieder haben die Wahl – und das tut unserem Verein gut. Uwe Tigges hat nie schlecht über Hans-Peter Villis geredet, das spricht sehr für ihn. Auch in diesem Zusammenhang hat er Verantwortung übernommen.
Dorny: Es ist wichtig, in diesem Gremium Kontinuität zu haben. Es geht um verlässliche Absprachen, Transparenz, dass wir ein Team sind und keine One-Man-Show. Wir denken in die gleiche Richtung. Zudem bringen wir drei neuen Leute frischen Wind rein.
Das behauptet das „Team Zukunft“ auch und schickt Andreas Luthe ins Rennen.
Bauer: Ich mag Andreas Luthe. Er ist ein junger Mann, der Pläne und Träume hat. Aber Profi-Erfahrung allein reicht in meinen Augen nicht. Es ist immer gut, wenn man den Profifußball aus unterschiedlichen Perspektiven kennengelernt hat. Thomas Ernst beispielsweise war nach seiner Spieler-Laufbahn Teammanager, Sportvorstand sowie Spielerberater und ist seit einigen Jahren erfolgreich als Vermögensberater tätig. Darüber hinaus hat er seinen Sohn auf seinem Weg zum Profi begleitet. Tjark wurde beim VfL Bochum ausgebildet, ist Stammtorwart bei Hertha BSC Berlin und nimmt in diesem Sommer an der U21-EM teil.
Wollen Sie das Präsidium und den Aufsichtsrat deckungsgleich besetzen?
Dorny: Sollten wir die Wahl gewinnen, werden die fünf Mitglieder plus der Fanvertreter und der Vorsitzende des Wirtschaftsrates in beiden Gremien mitarbeiten. In Bezug auf die beiden Vorsitze geht die Tendenz dahin, dies zu trennen. Beide Gremien werden nicht in Personalunion geführt.
Bauer: Das war schon immer der Wunsch von Uwe Tigges. Wir lassen uns die Option offen, noch Personen zu kooptieren. Vorstandsvorsitzender oder Aufsichtsratsvorsitzender werden aber definitiv Personen, die von den Mitgliedern gewählt werden.
Wer soll Vorstandsvorsitzender werden?
Bauer: Wir haben darüber schon konkret gesprochen, aber es ist noch nicht final entschieden. Wichtig ist, dass wir als Team für das WIR stehen, wir als Gruppe, wir für unseren Verein.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."