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Uwe Rösler im Interview
#2
Im zweiten Teil unseres Interviews spricht Uwe Rösler über die Transferphase und was ein Neuzugang bräuchte. Zudem erklärt er seine Zuneigung zu Bochum. 

18 Punkte aus neun Spielen, zehnter Tabellenplatz: Uwe Rösler hat beim VfL Bochum wieder ein Feuer entfacht. Der 57-Jährige allerdings bleibt realistisch. Es gehe auch in der Rückrunde vor allem darum, den Klassenerhalt zu schaffen. Vier Punkte beträgt zur Winterpause der Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz. 

Die Arbeit ist daher noch längst nicht getan. Das weiß der Trainer ganz genau, wie er auch im Gespräch ausführte. Nach dem ersten, eher persönlichen Teil unseres Interviews, spricht er nun über den VfL Bochum. Er erklärt, warum er auf eine Viererkette setzt und was der VfL-Fußball für ihn darstellt und wie er sich die nun anstehende Wintertransfer-Periode vorstellt. 

Worüber bist du mit Blick auf den Kader inzwischen überrascht?
Über den Hunger, die Energie und die Qualität der jungen Leute. Das vergleiche ich mit meiner Zeit bei Leeds, als ich auch sechs, sieben Toptalente hatte. Die haben auch alle gespielt. Mir wurde manchmal vorgeworfen, ich würde junge Spieler zu selten einsetzen. Bei mir gilt: Wer gut ist, spielt. Wie die Jungs hier gespielt haben, war herzerfrischend. Dass es sofort mit den Ergebnissen funktioniert hat, hat dem gesamten Projekt Rückenwind gegeben. Dann ist mit Hoffi (Philipp Hofmann, Anm. d. Red.) ein Stürmertyp im Kader, den ich mag. Ihn wollte ich auch mal holen, genauso wie Maximilian Wittek. Der hatte mir damals einen Korb gegeben und ist lieber zu Vitesse Arnheim gegangen. Das muss ich ihm noch heimzahlen (lacht).

Und dann spielte der VfL auch noch Dreierkette – so wie deine Mannschaften zuletzt häufig.
Ich habe viele Pluspunkte gesehen. Aber ich habe trotzdem gewechselt. Ich habe im Testspiel gegen Aachen gesehen, dass wir die Dreierkette nicht so aggressiv und dynamisch interpretieren können, wie ich das gern hätte. Dann habe ich auf die Viererkette gewechselt, weil wir Bochum-Fußball spielen wollen. Mit Flügelspielern, Geschwindigkeit, Aggressivität und Intensität. Und wir mussten die Abwehr stärken. Wir hatten zwei Tore pro Spiel bekommen, bevor ich gekommen bin. Damit hält man kaum die Klasse.

Also bleibt es auch perspektivisch bei einer Viererkette?
Das gibt einem die Chance, einen Offensivspieler mehr reinzubringen. Wir wollen diese Saison die Klasse halten und uns danach logischerweise weiterentwickeln, diese Ambitionen haben alle hier beim VfL. Ich glaube, dass uns das dann entgegenkommen wird. Wir haben in der Regel einen Neuner, der auch gefüttert werden will. Flexibel wollen wir aber bleiben – wie beispielsweise gegen Stuttgart, als wir mit einer Fünferkette gespielt haben. Beim Bochum-Fußball müssen die Flügel besetzt sein. Das wollen die Zuschauer sehen. Und den wollen wir entwickeln, um zu attackieren und Spiele zu gewinnen. Ich möchte eine Mannschaft entwickeln, sodass Spieler später sagen, der Trainer hat mir in meiner Karriere geholfen. Das ist für mich Genugtuung. 

Du sprichst viel mit den einzelnen Spielern. Du erwartest aber auch, dass die Spieler zu dir kommen, oder?
Dafür muss das Vertrauen aber wachsen. Im Gespräch muss Klartext geredet werden. In dieser Hinsicht sind wir erst am Anfang der Entwicklung. Einige Spieler kommen zu mir. Cajetan Lenz ist so ein Spieler, der schon mehrfach bei mir war. Andere haben vielleicht noch etwas zu viel Respekt. Sie werden aber über die Zeit lernen, dass sie jederzeit von sich aus zu mir kommen können. Das möchte ich auch. 

Bist du ein strenger Trainer, der seine Spieler auch außerhalb des Trainingsplatzes kontrolliert?
Ich habe mir abgewöhnt, eine strenge Linie fahren zu wollen. Ich kann nur das beeinflussen, wenn die Spieler hier sind. Dann kann ich ihnen Struktur und Leitplanken geben. Alles außerhalb hat mit Eigenverantwortung zu tun. Ohne die kannst du sowieso kein Profi sein. Ich bin kein Kontrollfreak. Die Jungs müssen auch mal weggehen, Spaß haben oder sich nach ein paar Kaltgetränken auch mal die Meinung geigen. Das Leben ist mehr als Fußball. Man muss lernen, auf eigenen Füßen zu stehen und eigene Entscheidungen zu treffen. Wer für sich nicht entscheiden kann, für welchen Verein er spielen möchte und das dem Berater überlässt, trifft auch auf dem Platz keine Entscheidung.

Entscheidungen müssen du und der Klub im Winter auch auf dem Transfermarkt treffen. Was benötigt die Mannschaft, um sich aus deiner Sicht weiterzuentwickeln?
Wir können an der Balance des Kaders arbeiten. Auf einigen Positionen haben wir ein großes Angebot, auf anderen eine dünne Decke. Wenn Wünsche von Spielern bestehen, regelmäßig Spielzeit zu bekommen und sich ausleihen zu lassen, müssen wir darüber reden. Ich glaube nicht, dass wir viel machen werden. Wir haben einen guten Kader, der uns berechtigte Hoffnung macht, die Liga zu halten. Es gibt Positionen, die ich noch nicht nennen möchte, wo wir uns punktuell verbessern können. Aber nur, wenn es darstellbar ist. 

Es müssten also erst einmal Spieler gehen?
Ich muss jede Woche Entscheidungen treffen, wer spielt oder zum Kader gehört. Spielt einer nicht, kann er seinem Job nicht nachgehen. Das fällt mir auch heute noch jedes Mal schwer, aber das ist meine Verantwortung, die ich für das Gesamte übernehme. Wenn mir ein Spieler, der zuletzt nicht viel gespielt hat, erklärt, dass er sich verändern möchte, dann suchen wir die beste Lösung. Generell gehen wir aber nicht in das Transferfenster, um Spieler zu verkaufen.

Was müsste ein Neuzugang mitbringen?
Er muss aggressiv und dynamisch sein und nach vorn denken. Wir brauchen Tempo und Spieler, die nach vorn spielen wollen, die Risiko nehmen und offensiv denken. Wichtig sind auch die menschlichen Eigenschaften. Ein Spieler muss trainierbar sein. Und der Spieler muss den Teamgedanken beim VfL Bochum verstehen. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit. Aber jeder muss verstehen, dass es hier nur gemeinsam geht.

Du bist nun elf Wochen im Verein. 2025 war für den VfL ein schwieriges Jahr mit Abstieg und einer Präsidiumswahl. Wie nimmst du den Klub generell momentan wahr?
Ein Abstieg ist immer schwierig. Das habe ich selbst bei Fortuna Düsseldorf erlebt. Für den VfL ist es sicherlich besonders schwer, nach den vielen sportlichen Rückschlägen positive Gedanken zu haben. Vor allem angesichts der vielen Wechsel im Sommer. Du wirst direkt beurteilt, der Trainer hat keinen Kredit, wenn es nicht von Anfang an läuft. Dazu gab es einen neuen Vorstand. Der Klub und die Mannschaft müssen sich schnell finden. Es muss alles ineinandergreifen und sich entwickeln. Das gilt auch für unser Rekrutierungsprogramm für Spieler. Wichtig ist, dass es einen Plan gibt und wir Vertrauen entwickeln, die Kommunikation intern bleibt. Da sind wir dabei. Es muss alles im Sinne des Vereins geschehen. Ich sehe, wie heißblütig alle um mich herum den Verein lieben.

Dafür ist Bochum bekannt.
Bochum ist eine absolute Fußball-Stadt. Der Verein ist hier Religion. Solche Klubs sind aber nicht immer leicht zu führen, davon ist auch der Trainer betroffen. Die Stadt lebt den Fußball. Das ist einzigartig und das brauche ich. Es muss für alle etwas bedeuten, ein Spiel zu gewinnen. Jeder muss enttäuscht sein, wenn wir verlieren. Das ist die Herausforderung, und das reizt mich.

Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der  VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."
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Uwe Rösler im Interview - von Herr Bert - 12-22-2025, 08:13 PM
RE: Uwe Rösler im Interview - von Herr Bert - 12-23-2025, 07:59 AM

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