11-17-2025, 07:43 AM
Vor der Mitgliederversammlung des VfL Bochum äußern sich Luthe, Villis und Grönemeyer zu heiklen Themen wie Einzelwahl, Wirtschaftsrat, Investor.
Vor der Mitgliederversammlung des VfL Bochum am Dienstag (19 Uhr, Ruhrcongress, Live-Ticker hier bei waz.de) ziehen die Vorstände Andreas Luthe (38), Hans-Peter Villis (67) und Till Grönemeyer (46) eine erste Bilanz nach fünf Monaten im Amt und blicken voraus.
Im ersten Teil unseres großen Exklusiv-Interviews erläutert Grönemeyer die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und was sie den Klub kostet (das Interview lesen Sie hier). Im zweiten Teil erklären Luthe und Villis die teils kritisch gesehene Neubesetzung des Wirtschaftsrates, was sie von dem Antrag auf Einzelwahl halten und wie der Stand beim Stadionausbau ist. Zudem nimmt Andreas Luthe Stellung dazu, wie er von Augsburg den Bochumer Klub führen kann.
Der Wirtschaftsrat, ein ehrenamtliches, beratendes Gremium für die Geschäftsführung, ist mit zwölf Männern komplett neu besetzt worden. Warum?
Hans-Peter Villis: Der damalige Finanzvorstand Wilken Engelbracht und ich haben den Wirtschaftsrat damals ins Leben gerufen, um Unterstützer des VfL Bochum zusammenzubringen. Der Rat war immer besetzt mit Sponsoren vom VfL. In Absprache mit Ilja Kaenzig wollten wir uns jetzt neu aufstellen, um Ideen von außen zu generieren, die uns helfen, neue finanzielle Mittel einzuholen, ohne dass es eigene Sponsoren-Interessen gibt.
Vonovia-Vorstand könnte ins Präsidium aufrücken
Mit Arnd Fittkau ist aber ein Vorstand von VfL-Hauptsponsor Vonovia im neuen Wirtschaftsrat. Er gilt als Favorit zum Vorsitz und würde damit in den Aufsichtsrat aufrücken.
Villis: Das wird von uns nicht getrieben, der Wirtschaftsrat ist frei in seiner Wahl des Vorsitzenden. Es spräche aus unserer Sicht aber auch nichts dagegen. Es war bisher so, dass dem Gremium mit Volker Goldmann jahrelang der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bochum vorstand. Und die Sparkasse ist ein ganz wichtiger Partner unseres Vereins.
Manche Ex-Wirtschaftsratsmitglieder sollen nicht glücklich gewesen sein mit der Neubesetzung.
Villis: Wir pflegen ein gutes Verhältnis, ich habe viele Gespräche mit langjährigen Partnern geführt. Sie werden uns weiterhin unterstützen und wohlgesonnen sein. Das ist uns wichtig.
Luthe: Zudem haben wir ja einen Premium-Klub gegründet, der unsere wichtigsten Sponsoren und Partner eng an den VfL bindet und sie dort würdigt.
Spielerberater im Wirtschaftsrat: Deshalb sieht Luthe „keinen Interessenskonflikt“
Mit Tobias Sander ist ein Spielerberater im Wirtschaftsrat, der Geschäfte mit dem VfL macht. Ein Interessenskonflikt?
Luthe: Wir bewegen uns in der Sportwirtschaft. Tobias Sander ist ein Mann mit Marktkenntnis. Ilja Kaenzig ist ein sehr gewissenhafter Topmanager. Er hält sich an eine saubere Governance, an Compliance-Regeln. Da vertrauen wir ihm komplett, daher gibt es keinen Interessenkonflikt. Er hat einen starken Rat zusammengestellt.
Seit der Ausgliederung läuft die Suche nach einem Investor vergebens. Wie ist der Stand?
Villis: Wir sind weiter dran. Wir hatten Interessenten, die investieren wollten. Sie passten nicht zu uns. Von dieser Maxime werden wir auch nicht abweichen. Der Klub steht an erster Stelle, niemand wird sich hier einfach einkaufen können. Wir werden weiterhin geeignete Partner suchen. Zurzeit zeichnet sich aber realistischerweise niemand ab, der zeitnah sehr viel Geld in den VfL Bochum investieren will. Wir denken insgesamt das Thema financial engineering nochmal neu. Es gibt andere Möglichkeiten, den VfL finanziell zu unterstützen.
Das Vonovia Ruhrstadion ist marode, soll ab 2026 modernisiert und umgebaut werden. Bleibt es dabei?
Villis: Ich begleite das komplexe Thema ja bereits seit vielen Jahren. Die Stadt als Eigentümer und wir als Verein mit unseren Fans und Mitgliedern sind vor zwei Jahren zu dem Schluss gekommen, dass wir unser Schmuckkästchen modernisieren und umbauen wollen, unter anderem dann rund 2000 Plätze mehr hätten. Klar ist: In kürzester Zeit muss das Stadion fit gemacht werden. Das wird ein erster Schritt sein und einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Die Ausschreibung der Stadt für den gesamten Umbauprozess läuft, im Januar soll ein Generalunternehmer gefunden sein. Danach wollen wir die Mitglieder, wie schon 2024, wieder zu einer Infoveranstaltung einladen.
Vorstand in Vollzeit auch beim VfL Bochum?
Herr Luthe, Sie wohnen mit ihrer Familie in Augsburg. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, dass sich das Amt als Bochumer Vereinschef damit vereinbaren lässt?
Luthe: Sehr gute. Es ist ein strategisches Amt, wohnortunabhängig. Ich bin zudem sehr häufig auch persönlich vor Ort, befinde mich in regem Austausch mit der Geschäftsleitung und meinen Kolleginnen und Kollegen im Präsidium und Aufsichtsrat. Alle zwei Wochen sind wir gemeinsam auf Auswärtsfahrt, ob in Berlin, Kaiserslautern oder Nürnberg. Wir decken im Vorstand zudem alle Themen als Team ab.
Sie sind an vielen Fronten, in verschiedenen Positionen, häufig ehrenamtlich aktiv. Haben Sie perspektivisch überhaupt genug Zeit für den VfL?
Luthe: Wenn man diese Diskussion führt, dann müssen wir uns in Zukunft darüber unterhalten, ob der Vorstand nicht in Vollzeit arbeitet für den VfL Bochum, wie es in einigen anderen Vereinen schon passiert. Auch das wäre ein Teil der Professionalisierung. Ansonsten darf ein ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender weitere Ehrenamtsposten wahrnehmen.
Einzelwahlantrag: Grabenkämpfe müssen der Vergangenheit angehören
SPD-Politikerin Carina Gödecke, auch Mitglied im VfL-Ehrenrat, und Ex-Präsidiums-Mitglied Andreas Eickhoff beantragen bei der Mitgliederversammlung, dass das Präsidium künftig einzeln gewählt werden soll. Wie stehen Sie dazu?
Villis: Die Chance, eine Einzelwahl zu machen, haben wir laut Satzung jetzt schon. Wir sind klar dagegen. Entweder steht man als Mannschaft zusammen zum Wohle des VfL Bochum oder man lässt es bleiben.
Luthe: Ich möchte mir nicht vorstellen, wie sich nach dem Abstieg und den sportlichen Fehlstart in der 2. Liga ein zusammengewürfelter Haufen verhalten hätte. Wir sind als Team auch im Tagesgeschäft zusammengewachsen. Das zeigt die Vorteile. Und die überwiegen aus unserer Sicht deutlich etwaige „Risiken“.
Grönemeyer: Ich bin angetreten, weil mich das Team überzeugt hat. Sonst hätte ich mich nicht aufgestellt. Alle Grabenkämpfe müssen der Vergangenheit angehören, damit im Verein Ruhe ist.
Luthe: Gerade deshalb kann ich gewisse Anträge nicht nachvollziehen. Die politischen Themen beim VfL sollten wir ruhen lassen und uns darauf konzentrieren, gemeinsam daran zu arbeiten, dass wir diesen Klub weiterentwickeln.
Quelle: WAZ.de
Vor der Mitgliederversammlung des VfL Bochum am Dienstag (19 Uhr, Ruhrcongress, Live-Ticker hier bei waz.de) ziehen die Vorstände Andreas Luthe (38), Hans-Peter Villis (67) und Till Grönemeyer (46) eine erste Bilanz nach fünf Monaten im Amt und blicken voraus.
Im ersten Teil unseres großen Exklusiv-Interviews erläutert Grönemeyer die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und was sie den Klub kostet (das Interview lesen Sie hier). Im zweiten Teil erklären Luthe und Villis die teils kritisch gesehene Neubesetzung des Wirtschaftsrates, was sie von dem Antrag auf Einzelwahl halten und wie der Stand beim Stadionausbau ist. Zudem nimmt Andreas Luthe Stellung dazu, wie er von Augsburg den Bochumer Klub führen kann.
Der Wirtschaftsrat, ein ehrenamtliches, beratendes Gremium für die Geschäftsführung, ist mit zwölf Männern komplett neu besetzt worden. Warum?
Hans-Peter Villis: Der damalige Finanzvorstand Wilken Engelbracht und ich haben den Wirtschaftsrat damals ins Leben gerufen, um Unterstützer des VfL Bochum zusammenzubringen. Der Rat war immer besetzt mit Sponsoren vom VfL. In Absprache mit Ilja Kaenzig wollten wir uns jetzt neu aufstellen, um Ideen von außen zu generieren, die uns helfen, neue finanzielle Mittel einzuholen, ohne dass es eigene Sponsoren-Interessen gibt.
Vonovia-Vorstand könnte ins Präsidium aufrücken
Mit Arnd Fittkau ist aber ein Vorstand von VfL-Hauptsponsor Vonovia im neuen Wirtschaftsrat. Er gilt als Favorit zum Vorsitz und würde damit in den Aufsichtsrat aufrücken.
Villis: Das wird von uns nicht getrieben, der Wirtschaftsrat ist frei in seiner Wahl des Vorsitzenden. Es spräche aus unserer Sicht aber auch nichts dagegen. Es war bisher so, dass dem Gremium mit Volker Goldmann jahrelang der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bochum vorstand. Und die Sparkasse ist ein ganz wichtiger Partner unseres Vereins.
Manche Ex-Wirtschaftsratsmitglieder sollen nicht glücklich gewesen sein mit der Neubesetzung.
Villis: Wir pflegen ein gutes Verhältnis, ich habe viele Gespräche mit langjährigen Partnern geführt. Sie werden uns weiterhin unterstützen und wohlgesonnen sein. Das ist uns wichtig.
Luthe: Zudem haben wir ja einen Premium-Klub gegründet, der unsere wichtigsten Sponsoren und Partner eng an den VfL bindet und sie dort würdigt.
Spielerberater im Wirtschaftsrat: Deshalb sieht Luthe „keinen Interessenskonflikt“
Mit Tobias Sander ist ein Spielerberater im Wirtschaftsrat, der Geschäfte mit dem VfL macht. Ein Interessenskonflikt?
Luthe: Wir bewegen uns in der Sportwirtschaft. Tobias Sander ist ein Mann mit Marktkenntnis. Ilja Kaenzig ist ein sehr gewissenhafter Topmanager. Er hält sich an eine saubere Governance, an Compliance-Regeln. Da vertrauen wir ihm komplett, daher gibt es keinen Interessenkonflikt. Er hat einen starken Rat zusammengestellt.
Seit der Ausgliederung läuft die Suche nach einem Investor vergebens. Wie ist der Stand?
Villis: Wir sind weiter dran. Wir hatten Interessenten, die investieren wollten. Sie passten nicht zu uns. Von dieser Maxime werden wir auch nicht abweichen. Der Klub steht an erster Stelle, niemand wird sich hier einfach einkaufen können. Wir werden weiterhin geeignete Partner suchen. Zurzeit zeichnet sich aber realistischerweise niemand ab, der zeitnah sehr viel Geld in den VfL Bochum investieren will. Wir denken insgesamt das Thema financial engineering nochmal neu. Es gibt andere Möglichkeiten, den VfL finanziell zu unterstützen.
Das Vonovia Ruhrstadion ist marode, soll ab 2026 modernisiert und umgebaut werden. Bleibt es dabei?
Villis: Ich begleite das komplexe Thema ja bereits seit vielen Jahren. Die Stadt als Eigentümer und wir als Verein mit unseren Fans und Mitgliedern sind vor zwei Jahren zu dem Schluss gekommen, dass wir unser Schmuckkästchen modernisieren und umbauen wollen, unter anderem dann rund 2000 Plätze mehr hätten. Klar ist: In kürzester Zeit muss das Stadion fit gemacht werden. Das wird ein erster Schritt sein und einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kosten. Die Ausschreibung der Stadt für den gesamten Umbauprozess läuft, im Januar soll ein Generalunternehmer gefunden sein. Danach wollen wir die Mitglieder, wie schon 2024, wieder zu einer Infoveranstaltung einladen.
Vorstand in Vollzeit auch beim VfL Bochum?
Herr Luthe, Sie wohnen mit ihrer Familie in Augsburg. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, dass sich das Amt als Bochumer Vereinschef damit vereinbaren lässt?
Luthe: Sehr gute. Es ist ein strategisches Amt, wohnortunabhängig. Ich bin zudem sehr häufig auch persönlich vor Ort, befinde mich in regem Austausch mit der Geschäftsleitung und meinen Kolleginnen und Kollegen im Präsidium und Aufsichtsrat. Alle zwei Wochen sind wir gemeinsam auf Auswärtsfahrt, ob in Berlin, Kaiserslautern oder Nürnberg. Wir decken im Vorstand zudem alle Themen als Team ab.
Sie sind an vielen Fronten, in verschiedenen Positionen, häufig ehrenamtlich aktiv. Haben Sie perspektivisch überhaupt genug Zeit für den VfL?
Luthe: Wenn man diese Diskussion führt, dann müssen wir uns in Zukunft darüber unterhalten, ob der Vorstand nicht in Vollzeit arbeitet für den VfL Bochum, wie es in einigen anderen Vereinen schon passiert. Auch das wäre ein Teil der Professionalisierung. Ansonsten darf ein ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender weitere Ehrenamtsposten wahrnehmen.
Einzelwahlantrag: Grabenkämpfe müssen der Vergangenheit angehören
SPD-Politikerin Carina Gödecke, auch Mitglied im VfL-Ehrenrat, und Ex-Präsidiums-Mitglied Andreas Eickhoff beantragen bei der Mitgliederversammlung, dass das Präsidium künftig einzeln gewählt werden soll. Wie stehen Sie dazu?
Villis: Die Chance, eine Einzelwahl zu machen, haben wir laut Satzung jetzt schon. Wir sind klar dagegen. Entweder steht man als Mannschaft zusammen zum Wohle des VfL Bochum oder man lässt es bleiben.
Luthe: Ich möchte mir nicht vorstellen, wie sich nach dem Abstieg und den sportlichen Fehlstart in der 2. Liga ein zusammengewürfelter Haufen verhalten hätte. Wir sind als Team auch im Tagesgeschäft zusammengewachsen. Das zeigt die Vorteile. Und die überwiegen aus unserer Sicht deutlich etwaige „Risiken“.
Grönemeyer: Ich bin angetreten, weil mich das Team überzeugt hat. Sonst hätte ich mich nicht aufgestellt. Alle Grabenkämpfe müssen der Vergangenheit angehören, damit im Verein Ruhe ist.
Luthe: Gerade deshalb kann ich gewisse Anträge nicht nachvollziehen. Die politischen Themen beim VfL sollten wir ruhen lassen und uns darauf konzentrieren, gemeinsam daran zu arbeiten, dass wir diesen Klub weiterentwickeln.
Quelle: WAZ.de
Tradition ist nicht die Aufbewahrung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
" Der VfL kommt von der Castroper Strasse, und hier soll er auch bleiben."