Manuel Riemann klatschte beim Training des VfL Bochum viele Ex-Kollegen ab. Im Interview spricht der Torwart über seinen Besuch, seine Pläne und was er dem VfL zutraut.
Überraschender Trainingsgast am Mittwoch beim
VfL Bochum: Ex-VfL-Torwart
Manuel Riemann schaute mit seinem kleinen Sohn, schon jetzt ein glühender VfL-Anhänger, und seinem Hund bei seinem langjährigen Klub vorbei. Der 36-Jährige plauderte mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Peter Villis, beobachtete die Einheit, signierte einige Trikots von Fans, klatschte nach der Einheit etliche Spieler des VfL ab und sagte auch in der Kabine noch kurz Hallo.
Neuneinhalb Jahre spielte Riemann für den VfL, war unumstrittene Nummer eins. Er machte nie einen Hehl daraus, wie sehr ihm der Klub ans Herz gewachsen ist. Nach der Saison 2023/24 wurde er vor den Relegationspartien gegen Düsseldorf nach internem Zwist aus dem Kader gestrichen, durfte auch in der Folgesaison nicht mehr mit den Profis trainieren.
Es folgte ein Rechtsstreit, nach einer außergerichtlichen Einigung kehrte Riemann im November ins Training zurück.
Riemann löste Vertrag in Paderborn auf
Im Januar wechselte er zum SC Paderborn, war auch dort Stammtorwart. In diesem Sommer löste Riemann seinen ursprünglich noch bis 2026 gültigen Vertrag bei den Ostwestfalen auf. Im Interview mit dieser Redaktion erklärt er, was er noch vorhat und was er dem VfL zutraut.
Herr Riemann, Sie sind derzeit bei keinem Klub im Training, aber vermutlich dennoch aktiv?
Manuel Riemann: Ich bin aktuell in der Reha. Ich hatte in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit der Hand, jetzt war es so schmerzhaft, dass ich gesagt habe, ich muss es einmal komplett auskurieren. Wenn es auskuriert ist, werde ich alles versuchen, wieder zurück auf den Platz zu kommen.
Wann und wo könnte das sein?
Das ist schwierig zu sagen. Ich bin im täglichen Reha-Training, aber bis ich zumindest so schmerzfrei bin, dass es nicht wieder schlimmer wird, das kann man schwer einschätzen. Wenn es soweit ist, hoffe ich auf ein Projekt, auf das ich richtig Bock habe. Bei dem ich das Gefühl habe, dass ich helfen kann. Und dann schauen wir mal.
Sie sind erstmals seit dem Wechsel wieder beim VfL. Der Reflex ist: Riemann kehrt vielleicht zurück?
Der VfL hat ein starkes Torwart-Trio beisammen, die Position ist besetzt. Ich war fast zehn Jahre hier, das ist mehr als ein Viertel meines Lebens. Ich bin jetzt das erste Mal hier seit meinem Wechsel nach Paderborn, weil es zeitlich möglich war. Der VfL ist mein Verein geworden, der liegt mir am Herzen. Und es sind ja auch noch viele Jungs da, die ich kenne, ich bin mit einigen befreundet. Mit Toto (Anthony Losilla, jetzt Co-Trainer, die Redaktion) etwa habe ich zehn Jahre zusammengespielt, das verbindet. Mit Broschi (Moritz Broschinski, die Redaktion) habe ich mich schon zweimal im Urlaub getroffen. Ich freue mich einfach, die Jungs mal zu sehen. Auch die Jungs vom Staff wie etwa Andi Pahl (langjähriger Zeugwart, die Red.)
Hegen Sie keinen Groll mehr, weil Sie vom VfL vor der Relegation in Düsseldorf aus dem Profikader geschmissen wurden und Ihre Trainingsbeteiligung gerichtlich einklagen wollten?
Ich hatte nie einen Groll gegen den Verein. Es gab Dispute zwischen einzelnen Personen, aber für mich ging es nie gegen den Verein. Wir sind schon im Winter im Guten auseinandergegangen, das Thema ist längst erledigt.
Haben Sie eine Dauerkarte für die VfL-Heimspiele?
Nein, aber wenn es zeitlich passt, werde ich so oft wie möglich im Stadion sein. (lacht) Das muss ich ja schon, weil mein Sohn híer großgeworden ist. Er läuft auch zuhause immer im VfL-Trikot rum. Am Sonntag schaffe ich es aber leider nicht, da habe ich Termine.
Sie waren als Sky-Experte beim Spiel in Darmstadt. Welches Gefühl hatten Sie dabei, erstmals die Torwarthandschuhe gegen das Mikro zu tauschen?
Es hat Spaß gemacht. Es war nicht so, dass ich wehmütig war. Ich habe mich auf das Spiel gefreut, die Jungs wiederzusehen. Ich gucke gerne Fußball, rede gerne über Fußball. Ob ich noch häufiger als Experte auftrete, wird sich zeigen. Erstmal war es eine einmalige Geschichte.
Die Leistung „Ihres“ VfL hat aber weniger Spaß gemacht.
Die Leistung war schon ziemlich schwach. Das hat mich überrascht, weil ich mir auch viele Testspiele im Live-Stream angesehen hatte, als eine gute Ordnung auf dem Platz war. Wenn man immer zu spät kommt, denken viele, die weniger Ahnung vom Fußball haben, es liegt an der Einstellung. Aber es lag nicht an der Einstellung. Das Problem war: Der VfL hatte keine Spielkontrolle, weder mit noch ohne Ball. Darmstadt hat zudem eine hohe individuelle Qualität.
Was erwarten Sie vom VfL beim Heimspiel gegen Elversberg am Sonntag?
Ich glaube, dass es ein brutal schweres Spiel wird. Elversberg hat wieder einige interessante Transfers getätigt, hat beim 1:0 gegen Nürnberg sehr stabil gespielt. Es war für Elversberg gar nicht schlecht, dass sie viele Spieler abgegeben haben, denn die Enttäuschung nach dem knapp verpassten Aufstieg in der Relegation musst du erstmal verarbeiten. Sie haben trotzdem noch Konstanz in der Truppe, dazu viele junge Spieler geholt und mit Vincent Wagner einen Trainer, der gut mit jungen Spielern arbeiten kann. Beim VfL kommt natürlich auch schon ein bisschen der Druck hinzu nach dem Abstieg und dem Fehlstart. Aber wenn der VfL die Macht, die Kraft entfaltet, die das Ruhrstadion entfalten kann, dann bin ich mir sicher, dass Bochum dieses Spiel gewinnen wird. Zumal in Darmstadt auch nicht alles schlecht war.
Was trauen Sie dem VfL in dieser Saison zu?
Ich finde, dass der Verein interessante Spieler geholt hat, wie zum Beispiel die Talente Kjell Wätjen oder Francis Onyeka. Auch Mats Pannewig traue ich viel zu. Die Frage wird sein, wie konstant die Mannschaft über die gesamte Saison gesehen eine hohe Qualität in punkto Positionstreue, Abläufe, Intensität und Fleiß auf den Platz bringt. Wenn die Mannschaft es schafft, diese Konstanz hinzubekommen, dann kann man lange oben mitspielen. Aber wenn sie es nicht schafft, kann es auch richtig eklig werden. Ich sehe keine schwache Mannschaft in der 2. Liga, sie ist super ausgeglichen.
Quelle: WAZ.de