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Vogt im Interview: - Herr Bert - 07-23-2025

In Bochum ist Kevin Vogt einst Profi geworden, nun kehrt der 33-Jährige zurück. Im Interview erklärt er seine Ambitionen mit dem VfL, was es für den Wiederaufstieg braucht und welche Rolle Dieter Hecking beim Wechsel spielte. 

Kein aktueller Zweitliga-Profi bringt mehr Bundesliga-Erfahrung mit als Kevin Vogt. Nach 353 Partien in der Beletage des deutschen Fußballs steht der Defensivspezialist vor einer neuen Herausforderung. Mit dem VfL Bochum, für den er bereits in der Jugend gespielt und einmal in der Bundesliga aufgelaufen ist, will der 33-Jährige wieder aufsteigen. 

Herr Vogt, das bislang letzte Pflichtspiel im VfL-Trikot liegt mehr als 13 Jahre zurück. Sind Sie ein Fußballromantiker?
Ich habe in jedem Fall eine Lösung gefunden, mit der ich sehr glücklich bin. Bei Union Berlin war klar, dass es nicht weitergeht, weil der Trainer Fußball anders interpretiert als ich. Das sage ich ohne Groll. Also war klar, dass ich mich verändern muss. Die romantische Idee, noch einmal für Bochum zu spielen, nahm dann Gestalt an. 

Wie genau kam die Rückkehr zum VfL zustande?
Daran waren viele beteiligt, unter anderem mein Berater, der diese Idee proaktiv vorangetrieben und realisierbar gemacht hat. Ich habe vor der Unterschrift natürlich viel mit Dieter Hecking gesprochen. Seine Idee, wie er über Fußball denkt, gefällt und passt zu mir. 

Sie gehen zurück in die 2. Liga. Haben Sie sich bei dem Gedanken erwischt, dass Sie sich damit vielleicht für immer aus der Bundesliga verabschiedet haben könnten?
Nein, gar nicht. Klar, das kann passieren, dass ich nie wieder in der Bundesliga auflaufen werde. Aber mein Ziel ist es, dorthin zurückzukehren. 

Hätten Sie auch bei einem anderen Zweitligisten unterschrieben?
Nein. Für mich war klar: nur beim VfL. 

Sie sind in Bochum Profi geworden. Wie fällt Ihre Erinnerung dazu aus?
Ich war erst 17 Jahre alt, als ich 2009 gegen Dortmund zum ersten Mal bei den Profis eingewechselt wurde. Ich habe gegen Sebastian Kehl und Kevin-Prince Boateng gespielt und keinen Ball bekommen. Danach bin ich zurück zur A-Jugend, um Spielpraxis zu sammeln. Der Durchbruch bei den Profis gelang dann nach dem Bundesliga-Abstieg 2010. Wir haben den Wiederaufstieg knapp in der Relegation verpasst. 

Was braucht es, damit es in der nächsten Saison anders läuft und die Bundesliga-Rückkehr gelingt?
Mutigen Fußball. Ich bin davon überzeugt, dass eine solche Herangehensweise Erfolg versprechender ist als alles andere. Ansonsten: Standhaftigkeit, denn in dieser Liga wird dir nichts geschenkt. Und den Willen, es unbedingt schaffen zu wollen. Fußballerische Qualität allein reicht nicht. Auch dreckige Siege werden dabei sein müssen. 

Denkt Trainer Dieter Hecking in eine sehr ähnliche Richtung?
Auch er möchte dominanten Fußball spielen lassen. Darin habe ich mich in den Gesprächen wiedergefunden. Ich bin immer noch ambitioniert, möchte Spaß haben und meinen Traumberuf so ausfüllen, wie ich es mag. 

Welche Position sollen und wollen Sie in der Mannschaft einnehmen?
Ich sehe meine größte Stärke zentral in der Dreierkette. Diese Position habe ich in den vergangenen Jahren am häufigsten übernommen. Das ist auch die Grundidee für die anstehende Saison. Ich bin allerdings flexibel, kann auch in einem anderen System oder im Mittelfeld spielen. 

Ihre Karriere beim VfL hat schließlich als Sechser begonnen.
Auch in Augsburg und Köln habe ich dort gespielt. Es war Julian Nagelsmann, der in Hoffenheim auf die Idee kam, mich in die Innenverteidigung zurückzuziehen. Er wollte, dass ich eine Reihe weiter hinten genauso mutig Fußball spiele wie davor. Das hat funktioniert. 

Sie sind nicht nur der erfahrenste, sondern derzeit auch der älteste VfL-Profi. Sehen Sie sich direkt in einer Führungsrolle?
Ich möchte gar keine Rolle einnehmen, sondern so sein, wie ich bin. Ich kommuniziere viel, ohne dass es jemand von mir einfordern muss. Ich versuche, damit auch andere anzustecken. Denn ich möchte nicht vorgeben, was zu tun ist. Ich will auch wissen, wie die anderen denken. 

Das heißt konkret?
Es geht darum, sich aufeinander einzulassen und abzustimmen. Zum Beispiel: Wer deckt gerne durch, wer verteidigt lieber tief? Das will ich wissen. Ich habe den anderen gesagt, dass sie mich immer anspielen können, auch wenn es eng wird. Das bekommen sie von mir. Ich möchte ein Anker sein. Da hilft mir sicher die Erfahrung. Die kann man nicht lernen, sondern kommt mit der Zeit. 

Trotz des Abstiegs ist die Stimmung im Umfeld von Optimismus geprägt. Nehmen Sie das wahr?
Ich beobachte, dass die Stimmung im Team sehr positiv ist. Einige Kollegen berichten, dass die Teamchemie noch besser ist als in der vergangenen Saison. Das sind gute Voraussetzungen. Diese Atmosphäre müssen wir für uns nutzen. Dann ist es für jeden Gegner unangenehm, in Bochum zu spielen. 

Sehen Sie den VfL in der bevorstehenden Zweitliga-Saison als Aufstiegsfavoriten?
Als Absteiger werden wir von vielen Beobachtern automatisch in die Favoritenrolle gesteckt. Ich denke, fünf, sechs weitere Mannschaften gehören auch dazu. Ich persönlich strebe immer den maximalen Erfolg an. Für mich ist klar: Ich möchte, dass es nicht bei dem einen Bundesliga-Spiel im Trikot des VfL Bochum bleibt. 

Quelle: Kicker.de